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In dieser Folge Disziplinen des historischen Fechtens dreht sich alles voll und ganz um das richtig große Schlachtschwert: Den Zweihänder! Bekannt aus Film, Fernsehen und Computerspielen wie Metin2.
Ihr kennt sie unter vielen weiteren Namen wie Bidenhänder, Schlachtschwert, Montante, Spadone, Flamberge, Great Sword oder Großschwert. Wir haben uns dazu mit Jan Gosewinkel einen deutschen Experten auf diesem Gebiet eingeladen.
Wir haben in dieser Reihe bereits eine Folge zu Schwert und Buckler mit Herbert Schmidt sowie zum historischen Ringen veröffentlicht.
Über Jan Gosewinkel
Jan hat seit Jahren seinen Schwerpunkt auf Zweihänder gelegt, diese Waffe vielfach in Europa unterrichtet, betreibt die Montantero Bonn Facebook Seite sowie seinen YouTube Kanal Montantero_Bonn und ist aktuell bei der Bonner Schule und unterrichtet dort Zweihänder.
Inhalt der Schlachtschwert-Folge
Wir klären zunächst mal die Begriffsverwirrung, reden dann über den historischen Kontext von Zweihändern, welche Fechtquellen zu empfehlen sind und wie man heute in diese Waffengattung einsteigt.
So haben wir bei den Zweihänderquellen eine absolute Besonderheit, dass dort nicht Duell Situation mit gleicher Bewaffnung beschrieben werden, sondern wie eine Person mit Zweihänder gegen mehrere Angreifer gleichzeitig kämpft!
So gibt es dort Tipps wie man jeweils in engen Gassen, weiten Straßen, engen Straßen oder an Kreuzungen kämpfen muss abhängig davon ob die Gegner nur vor oder auch hinter einem sind.
Aber nicht nur das, man lernt auch wie man Personen und Gegenstände wie Mäntel effektiv verteidigt, warum man bei seinem abendlichen Spaziergang vielleicht besser keinen Mantel mitnimmt und Selbstverteidigung nach Art von Godinho.
Achja und ihr erfahrt zudem was ein Spadone mit Kastraten zu tun haben. 😉
Quellen
Die beiden erwähnten wichtigsten Quellen zum Zweihänder von Domingo Luis Godinho und Luis Barbarán hat Jan ins Deutsche übersetzt und wir stellen sie euch hier exklusiv zur Verfügung! 🙂
Shownotes
- Wenn ihr mehr über das Thema wissen wollt schaut euch The Spadone Project an
- Den günstigsten Einstieg in diese Waffe habt ihr mit Black Fencer Nylons
- Two Handed Sword History, Design and Use von Neil Melville auf Amazon
- Pietro Montes Collectanea findet ihr ebenfalls auf Amazon
- Schaumstoff Montante Simulator im In Motu Shop
- Stahl-Zweihänder bei Regenyei
- Wer gerne einen Custom Zweihänder möchte wird auch bei Balefire Blades fündig
- Montante Swordmanship Gruppe auf Facebook, dort sind alle bekannten Montantequellen im Downloadbereich verfügbar
Zeitstempel
- 0:00 Intro & Vorstellung Jan Gosewinkel
- 2:45 Die korrekten Namen für Zweihänder zwischen Montante, Spadone, Schlachtschwert und Bidenhänder
- 5:00 Wo hört Langschwert auf und wo fängt Schlachtschwert an
- 9:45 Standardwerk Buchempfehlung zum Zweihänder
- 10:20 In welchem Kontext wurden Zweihänder eingesetzt
- 14:00 Zusammenhang von Schlachtschwertern, Hellebarden und Pikenhaufen
- 16:30 Schlachtschwert gegen gerüstete Gegner
- 17:30 Wofür Flambergen genutzt wurden
- 20:00 Wie schwer sind Schlachtschwerter?
Transkription
00:15
Willkommen bei Folge 40 des Schwertgeflüsters. Wir machen heute weiter mit den Disziplinen des historischen Fechtens und wir haben uns heute eine ganz besondere Waffengattung rausgesucht, denn wie jeder weiß, gilt Schwärter sind das Allertollste und die einzige Art, wie Schwärter noch besser werden, ist wenn sie noch größer werden. Darum reden wir heute über Biedenhänder, Schlachtschwärter und Zweihänder. Mit dem einzig wahren Jan Montantero Guswinkel. Hallo Jan. Hallo.
00:44
Freut mich, dass ich hier sein darf. Freut uns ebenso. Und wie üblich mit mir, Alexander Viergut und Michael Sprenger. Hallo Michael. Hallo zusammen.
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Jan, wir fangen wieder mit dir an, kurz zur Vorstellung. Du hast eine ziemliche HEMA-Karriere hinter dir, hast viel gesehen, bist quer durchs Land gereist, um überall lokale Montantegruppen zu gründen. Deine Anfänge bei Ask Ladi, dann hast du beim PSV Una die HEMA-Abteilung gegründet, bist dann irgendwann noch im Münsterland gewesen, hast bei Schwertkampf Osnabrück mit trainiert, parallel noch bei der TG Münster, eine Zeit lang warst du bei Cri von in Erding.
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Dann war es noch eine ganze Zeit lang bei Schwertfechten Nordhessen in Kaschl, hast da deine erste Montante Gruppe gehabt und bist aktuell in der Bonner Gilde und gibst dort ebenfalls ein Montantetraining. Jan, was fasziniert dich denn an dieser Waffe, dass du das jetzt zu deiner Hauptwaffe gemacht hast? Du hast ja wie wir alle mal mit langem Schwert angefangen.
01:46
Ja, wie gerade schon sagt es, vollkommen korrekt. Schwerter sind die interessantesten von allen Waffen und das einzige, was noch besser als Schwerter sind, sind größere Schwerter. Also kurzum, habe mich schon immer für Kampfkunst interessiert und Kampfkunst mit Waffen war immer noch mal ein Stück interessanter und einfach aus ästhetisch-geschmacklichen Gründen haben mich schon von Anfang an die ganz großen Schwerter mal besonders interessiert und als ich dann mehr und mehr in die interessanten Quellen reinkam,
02:16
kann man natürlich noch hinzu, dass der etwas andere Kontext dieses, ist alleine und muss sich gegen eine ganze Überzahl verteidigen, was ja hier der Schwerpunkt von diesen Waffen war, nochmal ja was ganz anderes ist und da kann man sich halt einmal im Sparring wirklich wie ein Held fühlen, wenn ich fünf Leute auf einmal besiege und nicht nur einen Gegner. Das macht natürlich auch nochmal spaßig. Und ja, da kommt nochmal ganz andere Dynamik rein, wenn man dann in verschiedenen Szenarien halt eben ganze Gegnergruppen besiegt.
02:46
Dazu kommen wir gleich noch, wenn wir über die Historie reden, wie das denn verwendet würde. Aber ich würde gerne am Anfang die Begriffsverwirrung klären, weil wir haben jetzt im Titel schon in der Vorstellung mit zig Sachen um uns geworfen. Also Montante, Spadone, Zweihänder, Biedenhänder, Schlachtschwert, Großschwert. Wahrscheinlich gibt es noch fünf Wörter mehr. Was davon sind denn die korrekten Begriffe oder wie sollte man das Ganze denn korrekterweise benennen? Es kommt immer darauf an, was man benennen will. Montante ist halt
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auf der iberischen Halbinsel, also im Spanischen und Portugiesischen die Bezeichnung für die großen zweihändigen Schwerter. Das kommt irgendwann im 16. Jahrhundert auf, also die allerersten Montante-Quellen schreiben auch nicht Montante, sondern noch wörtlich wirklich das zweihändige Schwert. Montante wäre für die spanischen, portugiesischen Quellen korrekt. Im Italienischen ist es halt das Padone für die deutschen Quellen, die es so in dem Umfang ja gar nicht gibt, aber sag ich mal für die deutsche.
03:43
Waffe des Großschwertes wäre Schlachtschwert eigentlich die korrekteste Bezeichnung, das ist zumindest die zeitgenössische. Heutzutage ist unter Leyen denke ich mal das Wort Biedenhänder, oder auch im musealen Bereich ja das verbreitetste Wort glaube ich dafür, aber erst in der heutigen modernen Zeit. Da vielleicht mal als Info am Rande die Bezeichnung Biedenhänder, Beidenhänder, Beidenfeuster, da
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Die wurde zu der Zeit in der Schlachtschwerte aktuell waren, der Tat eher für das normale lange Schwert benutzt. Da haben wir Quellen zumindest aus dem späten 16. Jahrhundert, frühen 17. Die habe ich mit dem Nico Luminossi vom Spadone Project von der Seite mal ein bisschen erforscht und ich habe vor ein paar Monaten noch mal ein längeres Telefonat mit dem Paul Becker. Noch mal Grüße und Dank an Paul Becker für die Hintergrundinfos geführt, der unabhängig auf
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sehr ähnliche oder quasi auf die gleichen Ergebnisse getroffen ist und da auch noch sehr viele Quellenbelege für gefunden hat. Also bieten Händer beiden Händer beiden Fäuste ist eigentlich ein normales lange Schwert, was man an der Seite tragen kann. Die großen Dinger in Deutschland waren die Schlachtschwerter. Das heißt, also ich habe mir vor der. Vor der Episode heute mal den Jux gemacht und einfach zwei Händer bei Google eingegeben. Und es gibt in der Tat dann.
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…dann zwei Wikipedia Artikel als erstes, nämlich… …einmal zum Zweihänder und einmal zum Renaissance-Biedenhänder. Bei letzterem ist es, so wie du beschrieben hast, dann noch die ganzen Bezeichnungen… …Biedenhänder, Biedhänder, Zweihänder, Zweihandschwert, Flamberge oder Gassenhauer. Und beim Zweihänder wiederum… …steht, dass es einfach nur ein zweihändig geführtes Schwert ist. Also hier mit der Bezeichnung auch Anderthalbhänder.
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Also von bis … gehst du da mit, dass sozusagen zwei Hände alles umfasst? Von Langschwert bis … ich sag mal Schlachtschwert? Und … oder wie würdest du dieses ganze Wirrwarr noch ein bisschen weiterziehen? ein Langschwert wird zweihändig gefasst, ein Schlachtschwert wird zweihändig gefasst. Wo genau fangen wir da an? Und …
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Wo genau hören wir noch mal auf? Die ganze Sache ist natürlich beliebig komplex und vor allem beliebig unscharf. Es gibt ja keinen weltweiten Normungsausschuss, der diese Waffenbezeichnung spezifiziert. Also meistens, wenn man vom Zweihunder spricht, meint man ja schon die sehr großen Schwerter, wirklich diese Schlachtschwerter. Aber im Grunde ist ja, ist das nicht genormt. Also Zweihinder ist auf jeden Fall im historischen Kontext.
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Ich weiß nicht verwendet worden, ich Schlachtschwert wohl das passendste und die Wikipedia Artikel sind natürlich korrekt. Den habe ich ja geschrieben, einen davon. Oder ich habe zumindest daran mitgeschrieben und versucht den so ein bisschen ins Korrekte zu ziehen. Soweit das halt möglich ist in einer Community, wo halt viele Leute mitschreiben und jeder daran ändern kann. Also wenn man
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einen Begriff sucht, all diese großen Waffen zu umfassen, also Montantes, Badones Schlachtschwert, aber abzugrenzt vom Langschwert verwende ich meistens den Begriff Großschwert, aber das ist auch kein in einer DIN-ENI so genormtes Wort, also wie gesagt, Missverständnisse sind da leider vorher programmiert. Bei Schlachtschwert und Bietenhänder denke ich mal, das sind vielleicht die
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Welche von Begriffen, die du jetzt genannt hast, kommen tatsächlich in Quellen vor? Im Bereich der Fechtbücher, im Deutschen, wird er Schlachtschwert in der Regel benutzt.
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Auch in Sekundärquellen hier in taktischen Beschreibungen in den Büchern von Franz Berger wird auch Schlachtschwert benutzt. Im Italienischen natürlich Spadone, Spadone a duemani in verschiedensten Schreibweisen. Manchmal auch Spada a duemani. auf der erbärischen Halbinsel, ich hatte es von schon angedeutet, eben Non Tante. In den ganz frühen Quellen, so bis 1500 und die ersten Jahrzehnte danach, die eine Quelle von 1528,
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nutzt noch nicht das Wort Montante, obwohl die Techniken, die es beschreibt, so aussehen wie die spätere Montante Technik, die man kennt. Es nutzt den Wort, auch mein Spanisch ist ja nicht so gut, Espada Duermanos, oder wie es auf Spanisch heißt. Mein Fall sei, mein schlechtes Spanisch. Das heißt, es hat sich keiner die Mühe gemacht, eine Augshock-Klassifizierung da mal aufzustellen, um mit dem Wirber aufzuräumen? Ne, bisher nicht.
08:42
So was in der Art hatten wir vorher mit dem Nico Luminossi vom Spadone Project. Die Seite kann ich übrigens sehr empfehlen für die, die sie nicht kennen. Und mit dem Carl aus den Niederlanden, ein Wissenschaftsjournalist, der in den Niederlanden recht bekannt ist. glaube ich nicht so. Wir drei haben mal so bisschen angefangen, Daten zu sammeln und wollten halt eben, wenn wir genug Datenbasis erarbeitet haben, da sowas wirklich wie eine Klassifizierung
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aufbauen. das, wie das bei solchen Projekten halt ist, sehr aufwendig, das wird wohl noch bisschen dauern. Aber bis jetzt hat so was noch keiner so richtig vollendet. Also wenn das Thema von unseren Zuhörenden interessieren würde, können sie dich ja dann kontaktieren und dir ganz aufmunterte Worte schreiben wie Jan, ich glaube an dich, du schaffst das. Gerne. 2021 ist das Jahr der Zweihänder Schlachtschwert Klassifizierung.
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Ansonsten ein gutes Standardwerk, was ich vielleicht auch noch empfehlen kann, wenn man Bücher zum Thema sucht, ist das von, ich glaube, Neil Melville heißt er. Das heißt, ich, Two-Handed Sword, will man bei Amazon Einstegengenlern. Das ist schon ganz gutes Standardwerk, was da ganz viel zusammenfasst und eigentlich die gängigsten Formen von Großschwertern schon ganz gut beschreibt.
10:08
Das würden wir natürlich auch wieder in die Show Notes packen. Falls ihr das jetzt nicht so schnell mitschreiben konntet, guckt einfach bei uns in die Show Notes. Da findet ihr dann die genannten, also das Spardona Project und die genannte Literatur. Jetzt hatten wir ja schon kurz angerissen, der Kontext, dem diese Waffen verwendet wurden, anders war als der typische Langschwert-Kontext. Kannst das nochmal ausführen, wofür die gut waren?
10:36
Auch hier wird es sehr beliebig komplex und auch unscharf. Natürlich hat sich das Großschwert eben aus dem Langschwert entwickelt und anfangs war das noch mehr oder weniger dasselbe. Aber der typische Hauptunterschied ist halt hier, ist, da wo das lange Schwert ja immer eine Seitenwaffe, also die Nebenwaffe, die Zweitwaffe war im kriegerischen Kontext, war das Schlachtschwert oder das Montante schon die Hauptwaffe, die eben auch nicht an der Seite getragen, sondern geschult hat.
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wurde und hier ja halt eben die Hauptwaffe war. Nicht so die, heute würde man sagen, PDW, die persönliche Selbstverteidigungswaffe oder der, wie es das lange Schwert war, was im Wilden Westen der Colt an der Seite war, sondern das Großschwert, das montante Schlachtschwert, war die Hauptwaffe. Ursprünglich im sehr kriegerischen Kontext, also wirklich aus dem Schlachtfeld.
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Kontext, wo es taktisch so eingesetzt wurde, wie auch Hellebaden benutzt wurden und auch an den selben Stellen der Franzberger, die Quelle aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die ich schon mal erwähnt hatte, schreibt aus auch so, dass er, ich glaube, hinter das dritte Glied der Piken stellte ein Glied nur von Hellebaden, Mordechsten und Schlachtschwertern, die halt dann zum Einsatz kommen, wenn die geschlossenen Formationen beginnen, sich aufzulösen und es in ins
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Schermützel ins Gemetzel geht, wo halt keine intakten Formationen mehr vorkommen. Das ist so ein Umgrumende, der Hauptanwaltszweck vor allem in der Frühzeit. Im Laufe der Jahrzehnte und des Jahrhunderts, wo die Schlachtschwerter immer mehr aus dem kriegerischen Alltag rausgedrängt wurden, weil halt die Pieken und immer mehr auch die Feuerwaffen wichtiger wurden.
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hat es sich zumindest in den spanischen, italienischen und portugiesischen Quellen auch mehr in so einen halb zivilen Kontext entwickelt, wo es dann auch, wie auch im kriegerischen Kontext auch schon, es dann ja diese Nebenaufgabe hatte, immer Fahne oder irgendwelche Personen zu verteidigen, neben dieser gerade schon beschriebenen Aufgabe, dass es taktisch wie Hellebad eingesetzt wurde. Das hat sich dann später im Zivilen dann noch mehr verstärkt, dass es so eine Schutzwaffe war, so eine Garde hier im deutschsprachigen Raum.
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wurde es häufig vom Trabanten benutzt. Trabanten sind ja Leibgarten, die so eine Bewachungsfunktion hatten. Passenderweise war eine der wenigen deutschen Quellen, die das Wort Schlachtschwert erwähnt, der Paurenfeind. Der war ja bekannterweise Trabant in der Garde des Erzbischofs von Wien, glaube ich war es. Also in diesen Garde- und Bewachungsfunktionen, was eben auch erklärt, warum in den späten Quellen häufig der Einsatz
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urbanen Umgebungen, in breiten, schmalen, engen, mittleren Gassen oder auf Plätzen und Straßenkreuzungen, so viel beschrieben wurde. Da musste man eben häufig auch dann was verteidigen. Es gibt ja Techniken, wo man Schatzkisten verteidigen muss oder Personen verteidigen muss oder halt sich aus einer engen Gasse heraus kämpfen muss oder… Also das war dann vor allem in den späteren Quellen, die halt häufiger überliefert sind, da der Hauptkontext.
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Du hast es ein paar Mal gesagt, das wurde eingesetzt wie die Helle Barde. Wir hatten allerdings noch keine Folge zur Helle Barde. Kannst du da noch mal kurz drauf eingehen? Also der taktische, nicht der technische Einsatz, der taktische war wirklich durchaus vergleichbar mit dem einer Helle Barde. Also die Schwerter dieser Größe kamen ja in Benutzung als halt in der Kriegsführung diese Piekenformationen so das Element der Kriegsführung waren, was dann diese
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die Dominanz der schweren Kavallerie so ein bisschen gebrochen hat. Und in diesem Schlachtfeldkontext wurden Hellebaden und Schlachtschwerter eben überall dort eingesetzt, wo halt gerade eben nicht in intakter Formation gekämpft wurde. Das gilt für das Schlachtschwert noch viel mehr als für die Hellebade. Also wie gesagt immer dann da wo ich was verteidigen muss. Man kann sich das jetzt vielleicht vorstellen in der Verteidigungsrolle.
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wo ich die Fahne verteidigt habe mit Schlachtschwert und Hellebaden. Wenn feindliche Truppen durch meine Pikenwelle durchgebrochen sind, dann hat man da vielleicht eine marodierende Truppe von einem Dutzend feindlicher Söldner, die halt beim Durchbrechen der Pikenreihe ihre Piken verloren oder gebrochen haben, haben dann den Katzbalger oder die andere Seitenwehr gezogen und stürmen auf die Fahne zu. Und dann steht dann halt da der Typ mit der Hellebade oder dem Schlachtschwert und verteidigt dann seine Stellung und die Truppenfahne gegen dieses…
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diese handvoll Leuten mit ihren kürzeren Seiten wehren. Das ist der eine Punkt dieses Verteidigen und ansonsten halt im schlechten oder schmutzigen Krieg, war es von Sperr glaube ich genannt, wenn halt irgendwo die intakten Linien, die intakten Formationen angefangen haben sich aufzulösen, alles um Chaos untergeht. Oder wenn ich versuche, vielleicht durch einen flanken Ausfall, es gibt ja diesen berühmten Verlorenen Haufen, also dieser
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Und die
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Ach, ist ja auch nett, dass man die die Kurzen wären, nannte. Pike war ja irgendwie so im Bereich 4 bis 6 Meter auch mal und ja, da sind die natürlich ein bisschen kürzer. Neun bis 2,5 Meter mehr, baden natürlich Kurzgegen. Und die besagte schwere Reiterei oder schwere Kavallerie, die du genannt hast, das wären ja dann eigentlich so, sagen wir mal, das, man als Bild vom Ritter im Kopf hat. Das heißt, jemand im Harnisch, dem Pferd, ist damit ein bisschen obsolet geworden. Und die Leute mit in den Piken Formationen waren ja teils gerüstet, also Helme und Brustplatten zum Beispiel, aber halt nicht im Vollharnisch, wie man das
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sonst auch ein Pferd gemacht hätte. Wurde das Schlachtschwert dann auch gegen gerüstete Gegner eingesetzt? Wenn einer da war mit Rüstung, hat man es sicherlich auch so benutzt, aber es war von der Auslegung her gegen nicht oder leicht gerüstete schon gedacht. Das ist klar der Kontext. Wenn man sich vor allem späte Schlachtschwerte mal anguckt, die haben ja eine sehr lange und breite, aber von der Materialstärke recht dünne Klinge, sind ja auch zum Teil relativ wobblich auch.
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Das ist nichts, was ich so designed habe mit der Intention, damit Rüstungen zu zerteppern. Also das ganz klar, eher leichte Rüstung. Jetzt gibt’s ja auch diese, ich hatte es vorhin aus dem Wikipedia-Artikel zitiert, Großschwerter, die als Flamberge bezeichnet werden, weil sie quasi so eine geriffelte Klinge haben, die im anscheinend einer Flamme…
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ein bisschen ähnlich sieht. Da war erstmal die Frage ist, dass der wahrscheinlich Grund, dass die Dinger so heißen und zweitens, was war der Einsatzzweck von diesen Waffen, weißt du das? Da habe ich noch nicht ganz so viel nachgeschaut, weil es fechterisch nicht so interessant ist. Also was wohl bekannt ist, die geflammte Klingenflorform gab es halt schon früher mal, waren aber immer selten und hauptsächlich hatten die wohl dekorativen Charakter.
18:08
Und meine Vermutung ist, dass auch hier der dekorative Charakter wahrscheinlich überwiegt. Die tauchen ja dann in relevanten Mengen auch erst in recht späten Zeit aus, also gegen Ende des 16. Jahrhunderts wo die Schlachtschwärter ja
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schon so langsam anfangen aus der praktischen Anwendung, zumindest im Krieg herausgedrängt zu werden. Was auch wieder die Zerf ist, dass man diese Flammen in die Klinge gefeilt hat, hauptsächlich damit sie schick aussehen. Ansonsten haben wir natürlich uns auch mal Gedanken gemacht. Es gibt ein Phänomen, wenn man hier so, ich glaube so als Rettungsentheer, es gibt so Rettungsmesser, mit dem man eben auch als Sanitäter oder Feuerwehrmann irgendwie mal Kleidung aufschneiden kann, besonders gut.
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damit man da irgendwie, sodass ich die Wunde am Menschen halt besser versorgen kann. Und diese Klingen sind extra dafür gedacht, so zähe Kleidung auch durchschneiden zu können. Und die sind halt eben auch geflammt oder gewählt, gezahnt, irgendwas in der Richtung. Und wenn man sich mal anguckt, was hatten denn die typischen Opfer eines Flamberge so am Leibe? Wie gesagt, jetzt halt weniger so ein Vollharnisch. Weil man hat ja vor Augen diese richtig stark gepluderten, mehrlagigen
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locker fallenden, dicken Lanzknechtsmoden mit diesen gepufften Ärmeln und Hosenbeinen. Und so eine gewählte Klinge hat einfach eine relativ gute Schnittwirkung gegen dieses lose, fallende, mehrlageige Stoffwerk. Könnte ein Grund sein, ist aber jetzt auch eine reine Spekulation meinerseits. Vermutlich war der Hauptgrund einfach, dass es schick aussah. Der Begriff selber ist ja glaube ich auch recht modern, oder? Das ist historischer Begriff. Genau, also ich habe ihn noch in keiner historischen Quelle gefunden.
19:53
Deswegen, also aus fechterischer Sicht macht das nicht viel Unterschied jetzt. Hat das nicht viel Relevanz.
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Wir sollten vielleicht auch kurz mal drauf eingehen. Wir hatten jetzt schon die zweieinhalb Meter für so ein Schlachtschwert in den Raum geworfen. Helle Bade, zweieinhalb Meter war die Helle Bade. Wie groß die Dinger sind und wie schwer sie sind, weil ich erinnere mich da auch an so eine Geschichte, dass ich mal Leute auf dem Mittelaltermarkt besucht habe und hat mir einer auch ganz stolz sein, 200 gezeigt, gemeint, das hat er bei irgendeinem Spezial-Tschechen machen lassen, bester Tscheche aller Zeiten. Das Ding war, ich würde sagen, 1,85 groß so ungefähr. Und ja, was wiegt das? Ja, sechs Kilo. Ah, das ist super leicht, das Ding.
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super leicht, sechs Kilo, ja, Spezial-Cheche, das hergestellt hat. es hat sich jetzt nicht so gut geführt, ich hab’s dann auch mal geschwungen. Was ist denn tatsächlich realistisch für die Dinger? Auch da hängt es mir bisschen auf und ab, welche Quelle nutze ich jetzt für mein Training und aus welcher Zeit, wie es mit den meisten Sachen war. Im Laufe der Zeit wurden die Sachen eher länger, aber für die Hochphase, der Montantes Ballonesschlachtschwerter gilt eigentlich für alle Regionen, dass der Anhaltswert war ungefähr mannshoch.
21:03
Man kann sich jetzt darüber streiten, da steht Mans hoch oder in vielen Quellen steht drin so groß wie ein durchschnittlicher Mann. In manchen Quellen steht drin, dass die Typen, die Montante trainieren sollten, nur die besonders großen und kräftigen sein sollen. Kann man jetzt sagen, okay, Durchschnittsmann hier in unseren Breiten ist 1,80, dann sollte der Durchschnittsschlachtschwertkämpfer vielleicht an 85 groß sein. Aber so ungefähr Mans hoch oder ein bisschen kleiner ist ein guter Anhaltswert.
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aus früheren Quellen, hier Marosso 1536. Der schreibt es nicht explizit, aber er hat einige Abbildungen, wo man das sehr gut sehen kann, ein Fechter das Schwert neben sich aufrecht auf den Boden aufgestellt hat. Da gehen die so einem bis zum Kinn. Für die ganz frühen Waffen Pietro Monte, der sogar noch bisschen früher ist, sagt, das zweihändige Schwert solle einem bis zur Nase oder bis zu den Augen reichen. Das sind so die Anhaltswerte. Also ich persönlich komme auch so.
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mit diesem Anhaltswert irgendwo, Knauf sollte auf Gesichtshöhe stehen, ganz gut klar. Und gewichtsmäßig? Da sind meistens die südeuropäischen Waffen montant ins Badone tendenziell ein bisschen leichter, so um die zweieinhalb Kilo ist guter Wert, je nachdem, also alles über zwei sollte schon sein. Über drei wird es bei den historischen Originalen eher selten und im Training auch dann langsam schwierig.
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Die deutschen typischen Biedenhänder und Schlachtschwerter, vor allem die Späten, waren relativ breit, massiv gebaut und verschnörkelter. Die waren meistens ein bisschen schwerer. würde ich sagen, so um die drei ist dann typischer Wert. Bei denen, die eindeutig dekorativen Charakter haben, ist sie natürlich nach oben offen. Es gibt also auch diese vier, fünf, sechs Kilo Waffen. Da denke ich immer, das waren dann eher die Vortragelwaffen.
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Das wäre die nächste Frage gewesen, weil gerade in Museen gibt es ja sehr viele erhalten Schlachtschwerter noch und wenn man den geschulten Himmelblick hat, sieht man bei ein paar auch sehr deutlich, dass das reine Dekowaffen sind, weil halt das alles riesig groß und riesig schwer ist. Leider stehen da meistens keine Gewichte bei, ganz scheußlich. Woher kommt denn das, dass wir so super viele Dekowaffen haben? meine, wann kam das irgendwann in Mode, dass man die für alles einfach nur vor sich her getragen hat oder woher kommt denn dieser Trend?
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zum Teil ja, muss man sagen, diese super verschnörkelten Bietenhänder, wenn man im Museum mal die Gelegenheit hätte, die mal in die Hand zu nehmen, wenn die so um die 3,2, 3,5 Kilo wiegen, sind die durchaus praktikabel und da möchte ich nicht ausschließen, dass die auch einen praktischen Einsatzzweck hatten.
23:43
Warum gerade diese Waffen erhalten sind, das sind ja diese mit diesen typischen nach vorne gebogenen krummen Parierdornen hier in Deutschland und mit diesen eingeschnörkelten, eingerollten, schneckenartigen Parier. Ich sie das… Wo man denkt, ist irgendwie so ein geschweißter Zaun dran verloren gegangen oder so ein Geschmiede. Genau, was so bisschen so gusseiserne oder schmiedeiserne Gartentürchen aussieht. Genau. Daher kommt der englische Begriff Fencing.
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Die sind zum großen Teil durchaus doch noch praktikabel. Da man sich das mal im Einzelnen angucken. Die, die zu 3,5 Kilo wiegen, sind dann schon praktikabel. Aber die 5-6 Kilo dann irgendwann nicht mehr. Die sind in sehr großen Mengen erhalten geblieben, weil das in der Regel Waffen waren, die für Zeughäuser zum Einlagern gekauft wurden.
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Das ist auch ein Thema, wo ich zum einen schon länger dran forsche und auch als ich vor ein paar Wochen oder Monaten mit dem Paul Becker noch mal telefoniert habe. Danke an Paul für das lange Telefonat, der auch an ähnlichen Themen geforscht hat. Der hat ja noch mal einiges an Quellen herausgefunden, was das noch mal ein bisschen verfeinerte und im großen Teil auch bestätigte. Es hat sich damals halt eben gesagt, die Wehrordnung geändert und
25:08
während die früheren Biedenhänder, die noch deutlich schlichter waren, eben dem Söldner, also das damals waren ja hier zumindest in Deutschland die Leute, so einen Schlagstall benutzt haben, das waren Söldner. Andere Leute haben so ein Ding eigentlich nicht benutzt. Die haben halt ihre eigene Waffe gekauft und damit ihren Lebensunterhalt als Freelancer verdient und das war halt ein Gebrauchsgegenstand. Und meistens, wenn man dann irgendwie nach ein paar Jahren den Söldner-Job an den Nagel gehängt hat, das kann ich auch nicht machen, bis ich 70 bin,
25:36
Dann hat man nach zwei Wochen sein Sollt versoffen und dann muss ich wahrscheinlich meinen Hiebhänder versetzen, damit ich nur was zu essen kaufen kann. Keine Ahnung. Von denen sind ja ganz, ganz wenige erhalten geblieben. sahen ja typisch noch ganz anders aus. Die hatten ja nicht diese Parierdornen. Aber die, halt in Massen erhalten sind, mit diesen typischen krummen Parierdornen, diesen schnörkligen Parierstangen, sind halt die, die ab der zweiten Eifel des 16. Jahrhunderts eben in Massen von den Obrigkeiten gekauft wurden.
26:06
sie für den Kriegsfall ins Zeughaus gepackt wurden und dort eben schön gepflegt wurden. Und die Waffen haben natürlich eine viel, viel größere Wahrscheinlichkeit, in einem gut gepflegten Zustand erhalten zu bleiben. Man kann ja über die Zeughauslisten wunderbar nachverfolgen, dieselben 35 Biedenhänder oder auch mehrere hundert Biedenhänder.
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die man bei 1580 in den Listen hat, hat man auch nach 1835 in den Listen wiedergefunden. Dann irgendwann hat man gesagt, die das Scheißteil brauchen, dann verschrotten wir die oder man hat es irgendwann in Museum verkauft.
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Jetzt steigen wir ja schon so langsam in das eigentliche eigentliche Fechten ein und du hast auch schon ein paar Quellen genannt oder erwähnt. Was waren denn Quellen? Was sind so die frühesten Quellen, die du kennst, in der das Fechten mit dem Schlachtschwert, Spadone, Montante beschrieben ist und
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Welche, welche nutzt du? Und vielleicht was ist deine Lieblingsquelle? Ich glaube ich wiederhole mich. Schon wieder gab es hier einen fließenden Übergang. Manche tendieren ja zu sogar Filippo di Vadi von 1480 herum ist der ja schon so in die Richtung zu schicken, weil er beschreibt, dass das Schwert ein bisschen unter die Achsel gehen soll, was ja schon relativ lang ist.
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Aber das möchte ich jetzt mal aus der Definition eines Großschwertes noch ausklammern. Es wird für mich dann anfangen um 1509 mit Pietro Monte. Sehr interessante Persönlichkeiten, sehr interessante Quelle. Vermutlich war er ja Spanier, der in Italien lebte. Gesichert ist das nicht, aber es sieht danach aus.
28:06
und der beschreibt eben eindeutig, dass die Waffe ein bis zur Nase oder zum Auge reichen sollte. Dafür ist er für mich eindeutig halt ein Großschwert. beschreibt allerdings wenig konkrete Fechttechniken und die Techniken, die er beschreibt, sind halt Zweikampftechniken. Nur noch nicht dieser Fokus auf Kampf gegen mehrere. Das ist somit vielleicht die früheste Quelle. Porenfeind, wie gesagt 1516, hat ja dann auch nochmal das Schlachtschwert erwähnt, aber auch nur im Vorwort eigentlich.
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die erste richtige Quelle, ich sagen kann, wenn ich Montante trainieren will, dann sollte ich mir in die Quelle reinschauen. Das wäre Louis Barbaran von 1528. Das war ein spanischer Notar, der auf irgendwelchen Gerichtsakten, die er mal hatte, die Rückseite genutzt hatte, um da seine Fechtraining-Notizen anscheinend niederzuschreiben. Der hat neuen Regeln aufgeschrieben, die für den Einsteiger des heutigen Trainings auch
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super geeignet sind, denn die fangen wirklich bei Adam und Eva an. Regel 1 ist einfach, ich mach den Unterhau rechts und den Unterhau links. Regel 2 ist, ich mach den Oberhau rechts und den Oberhau links. So ungefähr. Das wird dann zunehmend komplexer, baut aufeinander auf. Der nächste Block verwendet das aus dem ersten Block wieder und erweitert es durch neue Schrittarbeit und so. ist deswegen auch gleich, wo die Frage nach meinen Lieblingsquellen gab, kam eine meiner Lieblingsquellen vor allem für den Einstieg. Und dann auch noch
29:30
einer der etwas älteren, 1599. Lui Gidinho ist für mich die wichtigste Quelle zu Montante, weil es die ausführlichste ist. Keine andere beschreibt Fußarbeit oder die Haltung oder die Details wie die Techniken gemacht werden so detailliert wie Gidinho und er bettet es auch in ein gesamtes System ein. Das Fechtbuch von Lui Gidinho, Arte de Escrima,
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für wie man es aus den anderen Fechtbüchern auch kennt, eben aufgebaut, dass es verschiedene Waffengattungen abdeckt und da ist das montant eben in den Kontext des Gesamtsystems, des Gesamtkampfgrundsystems eingebettet. Hab ich das jetzt überhört oder hast du Figuero nicht erwähnt? Nee, den habe ich nicht erwähnt. Das wäre dann, denke ich mal, nach Gildinho die zweitwichtigste Quelle. Der hat heute, denke ich mal nur aus dem Grund, die
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höchste Popularität erreicht, weil der schon sehr früh als englische Übersetzung verfügbar war. Den Gaudinho gibt es ja als englische Übersetzung erst seit wenigen Jahren und auch nur als Buch zu kaufen, also ich glaube nicht frei. Auf Wiktionauer gibt es von mir die deutsche Übersetzung seines montanten Kapitels. Aber halt frei umsonst gibt es ihn halt nicht. Den Gaudinho, deswegen denke ich mal als Figuredo.
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Heute leider die verbreitetste. Er ist nicht schlecht, aber er nur die zweitbeste Quelle, ich finde. Er hat sogar mehr Techniken als Codinio, aber verwendet weniger Wörter pro Technik, um sie zu beschreiben. Dadurch hat er sie eben nicht so genau beschrieben und hat halt diese Details in der, Codinio schreibt mal so schön, aufs Auslaster aufrecht, leicht gebeugt in den Knien. Solche Haltungsbeschreibungen fehlen bei Figuredo halt.
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Ja, so ein bisschen dann wie, warum im englischen Sprachraum oder im Ausland die Leute sehr stark das Ringegg-Manuskript so gut finden, weil das hat das erste, was auf Englisch übersetzt wurde, das ist das beste, noch irgendwie das am besten Übersetzte. Ja, genau. Oder als ich hier 2006, 2007, 2008 angefangen habe, war im englischen Sprachraum Fiore, glaube ich, sogar noch weiter verbreitet als Lichtenauer, was auch vor allem daran lag, dass von Fiore schon sehr früh gute englische Übersetzungen verfügbar waren, noch früher als das Ringegg-Manuskript.
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Inzwischen ist es glaube ich ja selbst in Amerika und England so, dass es mehr Leute gibt, die lichtnah als Fiore fechten. Ja, ziemlich sicher, genau. Das war vor 15 Jahren mal anders, glaube ich. Wie ist es denn? Gibt es denn eine deutsche Quelle, in der das Fechten mit dem Schlachtschwert explizit mit Techniken beschrieben ist? Beziehungsweise kennst du eine?
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leider nicht so wirklich. es gibt keine richtige Quelle. Mir fallen jetzt drei Quellen ein, die man da mal reinschnuppern könnte. Ich habe den Andre-Pauren-Feind schon erwähnt, der aber im Grunde nur sagt, im Vorwort seines Kapitels zum Langschwert, hier folgt das Kapitel zum Langschwert, das da gebraucht wird als Schlachtschwert, Reitschwert und Trika, glaube ich. Das ist die Reihenfolge, der es aufnimmt. Und dann beschreibt er
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Allerdings ein Fechtsystem, wie das was man vom Langschwert kennt, so im frühen 16. Jahrhundert. Typischen Lichtnauer Sachen sind da, aber auch solche Sachen, man später von Maier kennt. Flügelhau hat er drin und den Kronhau, ich glaube Gassenhau hat er nicht, aber genau, Flügelhau und Kronhau sind glaube die ersten beiden Sachen, die er beschreibt, die also im Lichtnauer Kernkontext noch nicht drin sind, aus späteren Langschwertkernen aber auch benutzt wurden.
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Da kann man jetzt überlegen, wenn man sich die Reihenfolge anschaut, schreibt zuerst das lange Schwert, das dann benutzt wird als Schlachtschwert, als zweites Reitschwert, als drittes Tricker, also Tricker ist Bohrschwert. Wenn man sich dann die Quelle selber anguckt, merkt man auch, in seinem Langschwertkapitel sind am Ende Halbschwerttechniken. Also wirklich an dritter Stelle kommen diese Tricker-Techniken.
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Im mittleren Teil seines Langschwärtskapitels sind die Kerntechniken hauptsächlich, die man aus den älteren lichten Lauer Quellen des vorherigen Jahrhunderts kennt. Und am Anfang seines Langschwärtskapitels sind diese neuartigen Techniken wie Flügelhau, Kronhau und so weiter, die auch von der Systematik, von der Taktik und Didaktik auch anders aufgebaut sind als die Stücke, man von lichten Lauer kennt. Da könnte man jetzt
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mit ein bisschen Fantasie und Wohlwollen sagen, ja, das könnte durchaus sein, dass zumindest die ersten Techniken von Power and Find aufs Schlachtschwert optimiert sind. Aber das ist relativ vage. Und die anderen zwei? Dann haben wir noch, ja, beim Joachim Meyer aus seinem Lund-Manuskript, also dieses handschriftliche Manuskript, nicht das gedruckte, was später veröffentlicht wurde, da haben wir
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Kapitel zum Dusak irgendwo. Ich glaube, ist das dritte Treiben im Dusak, was im Grunde quasi ein Aufstreichen mit der kurzen Schneide und ein Fallen, das mit der langen Schneide von der anderen Seite ist und zurück. Und dann schreibt er am Ende in komischen Worten, was aber ich so verstehe, was er damit sagen will. Dieses Treiben ist auch gut geeignet für einen kräftigen Mann mit einem Schlachtschwert. So, also das ist die einzige Randerwähnung. Okay, dann weiß man, diese Dusak-Technik könnte ich auch
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mit dem Schlachtschwert machen, wenn ich ein kräftiger Mann bin. Wäre jetzt auch nicht meine erste Überlegung, die Sachen aus dem Dusse auf der Schlachtschwer zu übertragen. Dieses Treiben halt, weil diese Treiben, man mit dem Montandequellen vertraut ist, die sind ja sowieso typischerweise, also diese spanischen vor allem oder manche italienischen auch, in solchen Reglers gegliedert, also in Hiebkombinationen. Und wer die Treiben von Meier kennt, die er in den Stangenwaffen hat und im Dusse, das ist ja im Grunde
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dass man eine Hiebkombination hat, der man auf einen Gegner zugeht. Da hat man durchaus eine Schnittmenge. Zumindest würde es zu einem Schlachtschwert passen. Das wäre jetzt Nummer drei. Vielleicht auch eins kurz davor. Das wäre jetzt auch mal eine Frage gewesen. Würdest du sagen, dass das, was wir in Stangenwaffen haben, also Meiers Stangen zum Beispiel, dass sich das übertragen lässt?
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Also ich hatte dich jetzt gerade schon so verstanden, aber nochmal explizit. Ja, auch hier kann man wieder nur Mutmaßen. Es ist auf jeden Fall ein Gedanke, der sich lohnt, verfolgt zu werden. Wie gesagt, weil diese diese Treiben Treiben kenne ich glaube ich nur von Meyer, korrigiert mich, wenn das noch in einem anderen Fechtbuch vorkommt. Ich kenne es nur von ihm. Und es hat halt Ähnlichkeit vom strukturellen Aufbau her mit der Art wie im südeuropäischen Raum halt diese Schlachtschwert. Ja.
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Lehre vermittelt wurde. Außerdem hatte ich ja schon gesagt, dass allein im reintaktischen Kontext Schlachtschwerte ähnlich wie Hellebaden eingesetzt wurden. Auch da kann man eine Verbindung konstruieren, aber das ist so ein bisschen Mutmaßung. Also wenn mich immer einer fragt, wie sah um 1570, 1560, die Zeit von Mayer heraus, deutsche Schlachtschwertfechten aus? Man weiß es nicht, will ich sagen, nimm ein bisschen montante Quellen, bisschen
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Meiers Langschwert und bisschen Meiers Stangenwaffen und mischt das und vermutlich kommt man denen dann relativ nahe. So ungefähr. Das gilt halt für späte Schlachtschwert. Dritte Quelle hatten wir noch, Ja. Genau. Das ist noch vager. Im Dürer-Manuskript gibt es eine Sequenz. Ich glaube der Kies Fawell hat mich darauf hingewiesen. War es richtig? Das fand ich sehr interessant. Die habe ich erst im Laufe dieses Jahres halt entdeckt.
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Da gibt es einen kurzen Abschnitt, der so eine Handvoll Techniken mit dem zweihändigen Schwert, mit dem langen Schwert beschreibt, die aber, kein Wort, keine Erwähnung von Schlachtschwert, aber die auch wieder vom Aufbau her wieder solche Flow-Duels im Grunde sind, solche Heap-Kombinationen, die halt eben sehr an die Reglers von Montante erinnern, wo man halt das Schwert
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durchschwingen lässt und von einem in den anderen und eben halt nicht aufgebaut sind wie die Stücke, die man aus dem Lichtnermer kennt, wo man steht, man liest, steht er so vor dir, greift ihn so an, greift er dich so an, konnt er ihm das so, wenn er dich gekontert hat, konnt er ihm mit dem folgenden Gegenkonter, also dieses Hin und Her. Die Montantequellen hingegen sind immer nur so, bist du in folgender Situation, mache folgende Kombination von diesen fünf Hieben in endlos Schleife, mit folgender Schrittarbeit, so ungefähr. Und das findet man halt auch in diesem Dürer-Manuskript.
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von 1510 herum, um die Ecke herum glaube ich. Also zeitlich einzuordnen wie Bauch und Feind, wobei man da aufpassen muss um die Zeit, die ersten ein, zwei Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts, wie sahen da die Schlachtschwerter aus. Das waren ja eben noch nicht diese Schlachtschwerter, über die wir vorhin gesprochen haben, mit diesem gebogenen Parier. Die sahen ja noch entweder so aus wie normales langes Schwert, nur in einer eher robusten, kräftigen Breiten
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Form oder hatten häufig diese typischen Brezel- oder S- Achtförmigen Parierstangen, wie man sie von Katzball an kannte. waren zum Teil auch nur so groß ungefähr wie ein normales langes Schwert. bei diesen frühen Quellen darf man noch nicht so ein 1,80 Schlachtschwert vor Augen haben, sondern die können durchaus nur 1,30 kurz gewesen sein.
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Also das ist jetzt ja auf jeden Fall nicht so besonders ergiebig, wenn man da schon in den Dussegteilen von Meier schauen muss, dass er da in einem Wort mal erwähnt. ist sehr vage. Was ist denn mit dem Goliath? Also das Goliath-Fechtbuch hat ja die Langschwertsachen drin von Lichternaumer, auch zum Großteil eins zu eins. Aber die Zeichnungen dazu zeigen recht große Schwerter. Also die sind schon von der Länge, von der gezeichneten Länge im Vergleich zu den Figuren, würde ich sagen Schlachtschwert Maase. Aber das ist
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trotzdem kein Schlachtschwert fechten, sondern das Licht genauer fechten. Weißt du da irgendwas drüber, wie das zustande kommt? Ja, ich denke auch nicht, dass das ein explizites Schlachtschwertbuch ist. Wenn das wirklich Schlachtschwerter sein sollten, die der Künstler versucht hat, in diesem Buch zu schreiben, dann hätte ich jetzt erwartet, dass die ein Detail aufweisen, was Schlachtschwertdarstellungen von Söldnern in dieser Zeit fast immer haben, und das ist dieses Leder an der Fehlschärfe. Das haben, glaube ich, die Goliath-Bücher nicht. Andererseits, Goliath ist ja auch kurz nach 1500,
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geschrieben worden. Das passt eigentlich ganz gut in diese Zeit. Um 1500 war ja so die Phase, wo sich das Schlachtschwert entwickelt, also die Übergangsphase. Da gibt halt im großen Graubereich, wo man noch sagen kann, ist das noch ein langes Schwert, ist das schon ein Schlachtschwert und da passt das Golead eigentlich genau rein. Man kann durchaus sagen, es vielleicht so eine Übergangsphase, halt hier den Text vom Peter von Danzig, vom 44er8 quasi,
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abgeschrieben hat, mehr oder weniger. Und der Zeit geschuldet waren damals die Schwerte allgemein ja schon etwas größer als sie 50, 60 Jahre vorher waren. Und vielleicht hat er den einen oder anderen Söldner mit einem großen Schlachtschwert auch mal gesehen, bevor der Künstler diese Bilder zu Papier gebracht hat. für mich ist es ein maximal ein Langschwertbuch, was erste Tendenzen hin zum Schlachtschwert zeigen könnte.
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Und jetzt das wichtigste Manuskript hattest du ja gemeint, das sei der Godinho. Und das haben wir so bisschen angesprochen, aber wir haben es nicht wirklich ausgeführt. Das Interessante ist ja, bei anderen Quellen hast du ja irgendwie eine Duellsituation. Also jetzt nicht im Sinne von verabredetes Duell, aber es ist halt 1-1, beide gleiche Waffen. Aber bei den Schlachtschwerten ist das ja genau nicht der Fall. Sondern man selbst hat das Schlachtschwert, alle anderen haben irgendwas anderes. Und wie du ja schon sagtest, häufig eins gegen mehrere.
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Und es wird der ganze Kontext beschrieben bei den Stücken, dass ich zum Beispiel in einer Gasse fechte oder auf einem offenen Platz oder was auch immer. sind da, also bewachen hast du schon genannt, aber was ist denn da so das der Umfang, also welche Situationen sind quasi so typisch, wo man sagt, da gehen die Manuskripte drauf ein? Also die allertypischste Parade Situation für das Montante oder das Bardon ist natürlich, bist du auf einem großen Platz oder auf freiem Felde?
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umzingelt von allen Seiten. Dann fangen an zu rotieren wie ein wilder Brummkreisel. Das ist die Paradedisziplin. Deswegen, wenn wir bei uns Sparring machen oder Turniere wie 2018 in Bielefeld auf dem IMS, da war das auch das Turnier quasi. Montantero ist in der Mitte. Wir haben eine große Sporthalle, Platz. Die anderen sind um ihn herum. Das ist die Standardsituation. Was dann auch noch sehr häufig eben vorkommt, ist, man ist in einer Straße.
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und hat die Gegner auf zwei Seiten vor und hinter sich quasi in die Zange genommen. Und dann Codinio zum Beispiel hat das dann abgestuft in einer breiten Straße, in einer engen Straße und in einer mittleren Straße. Und noch eine Straßenkreuzung. Und weite Plätze hat er ja auch noch und dann hat er zum Teil Übergänge, wie ich aus einer Umzinglung ausbreche und von einer Straße um die Ecke biege und so. Also damit kann man sich eigentlich
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Wenn man ein paar Capitals von Gdynia gemacht hat, kann ich mich mit dem Montante durch meine gesamte Stadt bewegen und finde keinen Ort, in ich mich nicht zurechtfinden würde. Das sollte man vielleicht vorher bei der Polizei anmelden.
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Und was bei Gaudinho und auf Figureto auch vorkommt, ist die Lady Guard, also eine Person verteidigen oder Gegenstände verteidigen. Warum auch immer, frag mich nicht, aber die Spanier haben anscheinend sehr gerne ihre Mäntel verteidigt. Wenn man so bisschen Kontext liest, Gaudinho schreibt auch als Tipp, wenn du in der Nacht rausgehst und deine Montante mitnimmst,
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Geh ohne Scheide raus und lass auch deinen Mantel zu Hause, so bist du sicher, dass nachher in der Gasse nichts verbleibt, was eine Sput zu dir zurückführen könnte. Polizei könnte ja komische Fragen stellen, wenn da nachher fünf Leichen liegen und dazwischen ein Mantel mit meinem Monogramm eingestickt. Um das zu verstehen. Das war sozusagen so ein typischer Kontext. Man geht abends noch mal raus und sagt aber an die Schwertscheide und Mantel lass ich zu Hause. Ich nehm bloß mein Manns Hohes Montante mit.
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Das war so? Genau. Weil wer weiß, was für Verbrecher da lauern. Ich weiß, man ja auch nicht genauer, was Gaudini sich dabei gedacht hat, aber wenn man das gesamte Buch gelesen hat, er hat auch ein eigenes Kapitel zu effektiven Selbstverteilungstricks, wo drin steht, wenn der Anrecht zum Duell gefordert hat.
44:43
und er stärker als du, dann entschuldige dich, bekreuze dich und beim Bekreuzigen stechen zwei Finger in die Augen, ziehen die Hutkräuterkrampe ins Gesicht, tritt zurück und stechen ab, bevor er was ziehen kann. man muss… So ein Mensch hat dieses Buch geschrieben. Nichtsdestotrotz, das mit dem Mantel verteidigen, gibt es auch bei Figuredo. Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, die typische Situation war wahrscheinlich…
45:05
Wenn es zum Kampf kommt, zieht sich den Mantel von den Schultern, damit man die Arme bewegungsfrei hat und den Mantel auf den Boden wirft. Am Ende Kampfes will ich den Mantel, wenn ich zu doof war, mitnehmen. Auch wieder mit zurück nach Hause nehmen und die nicht dalassen. Deswegen vermutlich mal Mantel verteidigen. Oder es war einfach aus pragmatischen Gründen, wenn ich der Fechtschule geübt habe, hat jeder seinen Mantel dabei, dann nehmen wir den zum verteidigen. Ich verteidige meistens beim Training die Fechtmaske oder Handschuhe, die ich auf den Boden lege.
45:35
Das heißt also, Gudeño hat auf jeden Fall ausrein viel Street Credibility. Ja, eindeutig. also Gudeño, das ist was, that would work on the street sozusagen. Ja. Ich fände es ja mal super spannend, wenn es, also man kann ja so eine Google Karten editieren, so eine Google Maps. Und wenn man, ich fände ein Projekt schön.
46:01
wo sozusagen Fächter für ihre Stadt, für verschiedene Kreuzungen und Wege und Straßen die entsprechenden Techniken aus den Manualen dahinter legen würden, die man an der jeweiligen Stelle verwenden könnte. Statt Malen nach Zahlen, so Fechten nach Zahlen. In dieser Gasse Regler 3, nach dem Rechtsabbiegen Regler 4 und auf dem Platz mit Regler 7. Weiter machen, das wäre doch mal was. Das wäre mal eine andere Art von Stadtführer. Ja.
46:31
Und wenn du jetzt sagst, ich kämpfe mit dem Schlachtschwert gegen mehrere, gehen die Autoren davon aus, dass ich die dann alle kalt mache oder ist das mehr so ein, ich schlage mir eine Lücke und haue dann ab? Oder halten die das wirklich für realistisch, dass ich gegen mehrere Leute auch gewinne und die entweder in die Flucht schlage, weil ein paar von denen abgewuchst sind oder halt alle am Ende? Das beschreiben die Autoren nicht so genau. Allgemein wird ja eh nicht beschrieben, was die Gegner an Reaktionen
47:00
zeigen. wenn ich einen Schlagstatt habe, interessiert mich das ja auch nicht, was die Gegner machen. Ob die jetzt eher rapiert dazwischen halten oder nicht, da fähig ich ja durch. Ungefähr ist es nur wichtig, wo stehen die Gegner und wo müssen meine Hiebe hingehen. Zwischendurch gucke ich mal, ob noch jemand steht. Von der Erfahrung und so ein bisschen aus dem Kontext abgeleitet ist unsere Ersicht halt so, dass Hauptaugenmerk im Kampf erstmal war, die Gegner auf Abstand zu halten.
47:28
weil die Gegner sind halt in der Überzahl, das ist schon ein großer Bonus für die. Wenn ich mein Leben verteidigen will, das so schon schwierig genug. Ich habe halt nur den Vorteil der größeren Reichweite und der größeren Masse meiner Waffe. Deswegen muss ich erstmal gucken, dass ich diese Gegnerhorde auf Abstand habe.
47:45
Sobald mir irgendeiner dann mal zu nahe kommt, sodass er in meine Reichweite eindritt, nehme ich das natürlich mit und versuche mir auch einen Treffer zu setzen. Das funktioniert in der Regel ganz gut. im Sparring bis zu vier, fünf Leute, wenn deren Waffen nicht zu lang sind, das wenn man wirklich einen relevanten Reichweitenvorteil auch noch hat mit dem Montante, sind die Chancen zu überleben wirklich gar nicht schlecht.
48:11
In einigen Stellen beschreibt Gaudinho zumindest auch speziell Techniken, um aus einer Umziehung rauszubrechen. Regler 10 hat ja diesen Sprung, wo man mit einem Schrei und einer Sprungdrehung durch die Umziehung ausbrechen soll. Dann steht man ja außerhalb, da hast du die Gegner also noch auf einer Seite und dann schreibt er dann, kannst du entweder mit Regler 9 weitermachen, die beschrieben hat, wie du Gegner koordin, großer Größe, die aber nur auf einer Seite von dir stehen bekämpfst. Oder, das schreibt er nicht wörtlich, man kann halt wegrennen.
48:42
Und der Schrei ist wichtig an der Stelle? Wichtig. Bei Montante ist ja Psychologie und die Gegner beeindrucken und einzuschüchtern das A und O. Ich rede auch mal vom Türstehereffekt. Türsteher müssen vor allem groß und kräftig und breit sein, böse aussehen, sodass die Leute sich gar nicht erst rantrauen. Und einige Autoren der Montante und das Badonibüch haben ja auch geschrieben,
49:10
dass Montanto, das Badone gibt und auf all den Leuten, die groß und kräftig von der Statur anzuschauen sind und die ein furchtloses Herz haben und die Grassi schreibt auch sinngemäß so was, dass Montanto sehr schnell bewegt wird und wenn man es gut kann, sieht es sehr schön aus und dieses schön, oder ist sehr beeindruckend aus, sind glaube ich die Worte, er wählt und dieses beeindruckend aussehen ist kein Selbstzweck, sondern es soll die Gegner so beeindrucken, dass sie in die Lücken, ich
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ihnen biete, immer dann wenn meine Waffe an ihnen vorbei streicht, dass sie sich nicht trauen dann einzutreten. Also beeindrucken und einschüchtern ist da großer Teil des Konzeptes. Das heißt also auch so große Bart, paar Narben im Gesicht kommt immer gut. Genau und schreien halt, wie schon gesagt. Aufrechte Statue, groß machen.
50:02
Wie ist das? Der Kampfschrei der Ki-Ai ist ja in der Hiemersee überhaupt nicht in Mode, also zumindest nicht in einer breiten Masse. Aber das wäre jetzt genau das, man, wenn man das zum Beispiel mit Karate oder Kendo jahrelang geübt hat, könnte man das endlich mal anwenden. Ach, darf man auch so anwenden? Beschreiben tut Gudinius, glaube ich, wirklich nur in dieser einen Stelle bei Regler 10, wo er halt ausbricht aus der Menge. Du hast jetzt gerade beschrieben, dass das Beeindrucken dazu dient.
50:30
dass die Gegner sich, wenn quasi eine Lücke aufgemacht wird, nicht trauen da hinein zu gehen. Gibt es denn Quellen, die quasi den Konter zum Montante beschreiben? wie fechte ich gegen einen Montantero? Ja, auch da haben wir wieder di grassi, also das ist kein Montante, sondern da Italiener ist. 1570 hat er sein Buch geschrieben, Spadone.
50:58
und der beschreibt eben auch was man machen soll. beschreibt eben genau das. Wenn ich mit einem Rapier oder einer anderen Waffe einem als Person gegenüber stehe, soll ich eben entweder warten bis die Waffe an mir vorbei geschwungen ist und dann in die Lücke eintreten oder der zweite Punkt den ich nutzen kann ist, während er quasi zum Streich aufzieht, ausholt, ich vorspringen und die Waffe nah am Kreuz fangen, blockieren, da wo sie halt wenig Moment hat.
51:25
Dann mit einer Hand weiter in die Waffe kontrollieren, mit der anderen Hand, linkhanddeutlich oder auch mit der Rapier, was ich gerade in der freien Hand habe, ihn damit halt treffen. sind so die beiden Sachen. Das ist ein bisschen auch das, was man gegen Stangenwaffen auch machen würde, wenn sich die gefährliche Ecke von einem weg bewegt, dann den Moment nutzen und wie von der Tarantula gestochen auf den Kersuren. Genau, also entweder vor oder nachdem das gefährliche Ende an mir vorbeischwingt, rein.
51:56
Und das ist doch auch so ein Grundding, Also sowohl bei Figo Eros, auch bei Godinho, dass das Schwert wirklich die ganze Zeit auch in Bewegung bleibt. Man hält nie an, das ist immer konstant im Motor. Ja, exakt. Vor allem, wenn ich Gegner auf mehreren Seiten habe und solange die Gegner so nahe sind, dass sie mir halt gefährlich werden können, bleibe ich in Bewegung, ändere ständig meine Position und lasse das Schwert kreisen, dass das Schwert quasi so einen Schutzschirm um mich…
52:22
bildet, um die Gegner wirklich auch Abstand zu halten. Also so typischer Anfängerfehler, vor allem wenn man irgendwie mal zehn Jahre Duellfechten gemacht hat. hat man meistens Duell. Man fokussiert sich auf seinen Gegner, kriegt einen Tunnelblick und konzentriert sich auf den und bindet vielleicht mit dem, vergisst dann aber, dass hinter mir ja noch sieben Leute stehen, die mir die ganze Zeit in Rücken pieksen. Deswegen muss ich das Ding ständig kreisen lassen. Also belauern oder so ist da eindeutig die falsche Taktik und…
52:48
Ganz wichtig eben auch, nicht nur auf einen Gegner konzentrieren, weil der mir vielleicht gerade in die Reichweite eingetreten ist, sondern immer die Fläche … im Kopf behalten, im Auge behalten. Ist es denn so, dass das Großschwerter … eher defensive Waffen waren? Oder sind in den Quellen auch Aktionen beschrieben, wo du aktiv zum Gegner hingehst? Weil alles, was du jetzt beschrieben hast, das klingt für mich so … Ja, du stehst halt da, schwingst das
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und verhinderst damit, dass dir irgendjemand auf den Sack geht. Ist da aber auch beschrieben, wie du quasi zum Gegner hin arbeitest, um die Anzahl an Gegnern zu dezimieren, die dir da auf den Sack gehen, oder ist das nicht so? Ja, durchaus. Man darf jetzt nicht das falsche Bild vor Augen haben, dass wenn ich umsingled bin, dass ich defensiv, reaktiv vorgehe.
53:44
Im Gegenteil, ich muss, wenn ich schon in Unterzahl bin, die Initiative ergreifen. Lichtnauer hätte seine helle Freude. Und ich muss die Initiative an mich reißen und das Spiel bestimmen. Das geht natürlich noch bisschen besser, wenn ich Situationen Regler 9 habe oder Regler 4 und 5, wo ich Gegner nur auf einer Seite habe. Da haben wir wieder Verbindung zum
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Joachim Meyers treiben, da treibt er wirklich in Technik immer die Gegner aktiv vor sich her. Also es nicht so, dass er zurückweichend kämpft, sondern das kommt auch später nochmal, dass zurückweichen eigentlich nicht die richtige Option ist im Montantefechten. Da geht er wirklich aktiv vor und treibt diese Gegnergruppe vor sich her. Und jeder der nicht schnell genug zurück tritt vor mir, der kriegt halt einen Treffer ab.
54:40
Geht man eigentlich davon aus, dass man selber irgendwie noch Rüstung anhat? Weil gerade so der Kontext in den Pikenhaufen ist ja schon so, dass man auch mal so ein Brustpanzer anhaut und einen Helm auf zum Beispiel, was es ja für Gegner noch schwerer macht einen irgendwie zu erwischen. Oder ist das dann bei den späteren Quellen, wo man im Umbaren umfällt unterwegs, schon nicht mehr das Thema? Das hast du schon ganz richtig angesprochen. Also zum einen steht es in den Quellen nicht explizit drin, wenn du einen Montanten anhast, lass den Mantel zu Hause, setz aber den Helm auf, sowas steht da nicht.
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Man kann halt nur davon ausgehen, mutmaßen, wenn da steht, geht es nachts, wenn du das nachts rausgehst oder wenn du eine Dame verteidigen willst. Das ist wahrscheinlich keine Situation, wo ich zufällig eine Halbharnisch anhabe. Während in den militärischeren Kontexten, die es ja durchaus gab und auch in den Quellen, es gibt ja Quellen, spezielle Sachen, wie kämpfe ich gegen eine Stangenwaffe oder wie kämpfe ich gegen Rodoleros, also diese spanischen Rundschilde oder wenn ich auf freiem Felde umzingelt bin.
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oder auf einem Platz umzingelt bin. Das klingt ja eher nicht nach Straßenschlägerei oder Straßenräuber, das klingt ja schon eher nach militärischem Kontext. Wenn man sich die Reglers anschaut und dann guckt, was haben damals die Leute so getragen, das sieht man auf Dutzenden, Hunderten von bildlichen Darstellungen aus der Zeit, dann haben die häufig so was wie so ein Trapanisch oder so was an, wo halt…
56:05
der Torso und die Beine bis zum Knien mit gepanzert sind und dann Helm vielleicht noch, Handschuhe, also Teilrüstungen.
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Ja, es ist ja so, wenn man sich das so von anderen Waffen wie einem Schwert vorstellt, klingt das immer so, ja dann schwingt halt sein Schwert, mir doch wurscht, dann bin ich halt an und geh dann rein. Aber das ist ja auch auf dem Gathering schon sehr eindrucksvoll, gegen eine sehr große Menge von Leuten demonstriert. Und das ist auch das, was die Leute probieren. Ja, da hast du die Langschwertfechte, die versuchen mit dem Schwert dann irgendwie anzubinden und das macht das immer Klongs, Klongs, Klongs und es gibt halt keine Bindung, weil halt das Montante so viel Schwung hat, dass du es nicht zum Stoppen kriegst. Und wenn sich da jetzt jemand rein wirft, dann
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hält zumindest mit stumpfen Waffen das Mutante an. Jemand schreibt laut Aua und dann ist der Montantero sozusagen offen und kann abgestochen werden. Aber wären sich das mit Nylon Waffen dann die Leute tatsächlich auch mal trauen und sich sozusagen sagen Ja, jetzt probiere ich das halt. Also als du das mit dem Stahl Ding gemacht hast, da wollte keiner rein. Genau, das stellen wir auch mal wieder fest. Klar, wenn man überzahlt ist, kriegt man Montantero schon besiegt.
57:10
Aber wenn ich 99 % aller Fälle der, der als erstes reingeht. Der sichert zwar den Sieg für die Umzingelgruppe, aber er ist selber tot. Meistens. Take one for the team. Genau. Und wenn man jetzt eben keinen Nylon oder Schaumstoffschwert hat, sondern eine Stahlwaffe und die Gegner keine unheimlich starke Schutzausstattung und
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zwei Fechtjäcken übereinander getragen haben, dann trauen sich die meisten doch nicht, so ein zweieinhalb Kilo Stahlklotz, der ja aus dem vollen Körperspun kreisend vor allem herum gewirbelt wird, da reinzugehen. Und das ist dann eben wieder dieser psychologische Effekt. Das probiert man meistens ein, zwei Mal, da hat man gemerkt, ah, okay, jedes Mal wenn ich da reingehe, treffe ich ihn zwar häufig, wird aber eigentlich immer selber getroffen.
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Daraus kann man nur lernen, dass es in einer realistischen Situation mit dem scharfen Schwert wahrscheinlich gar nicht erst versucht worden wäre. Jetzt haben wir ja auch schon sehr schön umgeleitet zu Nylon und Stahl. Würde ich jetzt zur heutigen HEMA sehen, oder hast du noch eine Frage, Michael? Was wäre denn deine bevorzugte Variante, mit der du reingehen würdest? Also gegen einen Montantero?
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Erster Punkt wäre ganz wichtig, such dir eine Waffe mit viel Reichweite. Armbrust oder so. Genau, das ist natürlich ideal. Was wir echt schon gemerkt haben, wenn die Leute so Seidschwerter haben, wie sie halt im 16. Jahrhundert noch üblich waren, die so einen Meter lang waren, dann hat man die mit einer Montante ganz gut unter Kontrolle. Aber wenn die anderen so einen Rapier haben, wie sie im 17. Jahrhundert ja schon mal so an die 1,30 langen.
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werden konnten und der in der Mitte hat vielleicht eine Montante, was eher auf der kürzeren Seite ist. Wenn der Reichweitenvorteil fehlt, dann wird das deutlich schwieriger. Deswegen nehme ich die Waffe auf der Seite der umzingelnden Angreifer. Ich nehme die Waffe mit der größten Reichweite, ich finden kann. Ansonsten ist es wichtig, dass die Angreifer sich taktisch gut absprechen. Man kann natürlich versuchen, den Montantero irgendwie abzulenken, dass er sich
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dass er doch mal diesen Tunnel entwickelt und sich für eine Sequenz von 2, 3, 4 hieben, gerade meinem Partner widmet, der hat gesagt, ich lenke den mal ab, durchschreien und rumwedeln und dann können die, gerade im Rücken des Montanteros stehen, dem vielleicht in den Rücken fallen. Weil das ist eigentlich so die Methode, sich am besten bewährt hat. Ich gucke, wenn er gerade an mir vorbeigesprungen ist, vielleicht gerade ein, zwei Schritte in die Gegenrichtung geht, weil er sich einem anderen Gegner
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widmet und ihm dann halt mit einem langen Stich maximaler Reichwerte in den Rücken fallen. Das funktioniert häufig ganz gut. Die andere Methode, die Grassi beschreibt, ihm im Ansatz zu blocken, also in dem Moment, wo er zum Hieb zu meiner Richtung hinauf zieht, zu blocken, da muss man schon sehr sehr schnell und mutig sein. Das würde ich mich im echten Gefecht wahrscheinlich nicht so trauen.
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Also Quintessenz ist möglichst lange Waffe und gute Absprache. Genau. Wenn er abgelenkt ist, das Gradanfänger im Sparring neigen oft dazu, dass sie halt zu lange in eine Richtung schauen, zu lange in eine Richtung angreifen und dann für eine Sequenz von drei Hieben oder so ihrer Rückseite halt keine Aufmerksamkeit schenken. Dann haben die natürlich die Möglichkeit, zwei, drei Schritte ran zu machen, Reichweite zu kommen und dem Montantero in Rücken zu stechen.
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Jetzt hast du mit Anfänger und Sparring den Punkt genannt, den Alex gerade schon überleiten wollte. Ja, aber jetzt muss ich auch noch mal was zwischenschieben. was du hier beschreibst. Also in meinem Kopf entstehen jetzt hier Bilder von super guten Film-Action-Sequenzen. Das ist ja eine … Also genau diese Dramatik. Ich einer gegen viele. Wie kann er die steuern? Wie kann er die
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der eine versucht, abzulenken. Das könnte man ja so gut in allen möglichen Action-Mittelalterfilmen umsetzen, Animes, das bietet sich ja als dramatisches Element perfekt an und trotzdem sehen wir das nicht. Das ist ja schon ein bisschen schade. Absolut bin ich voll bei dir. Ich finde, Montantat, absolut zeniastisch ist, wenn was dafür geeignet wäre, dann das. Noch stärker wird das beim Gaudinius Doppelschwert. Ich will da nicht zu…
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viel jetzt vom Thema ablenken, aber im selben Buch von Gaudinho beschreibt er eben auch Doppelschwert, was technisch sehr, nahe mit dem Montante verwandt ist. Und als ich das Kapitel das erste Mal gelesen habe, dachte ich mir, Kerl, jahrelang erzählen wir den Leuten, Mensch, was ihr in Hollywood-Filmen seht, ist absoluter Mumpitz. Und dann liest man Gaudinho und er beschreibt genau das, nimm zwei Schwerter und wirbel wild im Kreis, während du schreinend Purettendrehs, ne? Sieht halt schon cool aus. Das ist eben auch einer der Gründe, wie ich zugeben muss, warum ich mich gerade halt für
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diesen Stil so interessiere. Er sieht einfach ästhetisch aus. Runden, weichen, fließen, Bewegungen, viel im Kreis drehen, Sprung, Drehungen. macht schon was hier. Und auch Zuschauen macht mehr Spaß. Also eigentlich müsste die Turnierszene im Montante, glaube ich auch, sehr publikumswirksam sein. Ja, es hätte ja sogar eine Chance gegeben, die Game of Thrones Szene mit dem Tower of Joy. ist ja, also es ist im Buch nicht ganz genau beschrieben, aber es deutet schon vieles darauf hin, dass da die Wachen
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Dinge bewachen, die einen Schlachtschwert haben. Das haben sie aber leider in der Serie nicht aufgegriffen, obwohl sie sogar noch vorher Leute gesucht hatten, also für die Szene einfach nur als Wache castet, die irgendwie Fechterfahrungen hatten. hatten sich glaube ich auch Leute aus der Hema-Szene genannt, ist dann leider keiner davon geworden, aber das war das, wo die Leute so einen Hoffnungsschimmer hatten. Vielleicht nehmen sie tatsächlich jemand, der mit dem Großschwert fechten kann und dann geht da was und dann war nicht so toll. war. Nächstes Mal. Die nächste große Serie kommt bestimmt.
01:03:23
Mich haben sie leider nicht gefragt, obwohl ich mal eine Anfrage hatte von einer Filmproduktionsfirma, die was mit Morgenstern, also mit Pflegeln, wollten. Die hatten es erstmal mit Stefan Dieke angefragt. Der hat dann aber gesagt, Morgenstern, Pflegel, Kettenwaffe habe ich keine Ahnung von, aber ich kenne da einen. Und die haben mich weiter verleitet. Aber da ist dann doch nichts draus geworden. Die haben dann einfach gesagt, ach, für die zwei, drei Szenen, wo der Morgenstern eingesetzt wird, kommen wir auch so klar.
01:03:50
Schade, sonst hätten wir da vielleicht mal was eingebaut. Der Podcast ist ja auch ein Invest auf Jahre. bin mir sicher irgendwann kommen da Leute aus der deutschen Produktion drauf und sagen Mensch, dieser Jan, ist genau das, was ich hier beschreibe, das wollen wir auch haben. Ja, sehr gut, genau das. Ich hänge da mal meine Preisliste an. Komm in die Show notes.
01:04:12
Aber jetzt Hema, modern, montante Spazione Schlachtschwert heute. Wie sieht denn das aus in der deutschen Szene? meine, du hast ja dein möglichstes getan, quer durchs Land zu reisen und überall die Leute mit Montante anzufixen. Wie ist es denn heute? Wie viele Gruppen gibt es, tatsächlich regelmäßig Schlachtschwert trainieren? Es trägt in der Tat seit den letzten ein, zwei Jahren endlich Früchte. Wie viele Gruppen es gibt, weiß ich ehrlich gar nicht.
01:04:41
sage gar nicht genau, aber es ist, glaube ich, nur eine Handvoll, also höchstens ein halbes Dutzend, eher weniger. Die Felser Schwertlöwen machen ja was, Thorsten Schneier ist ja recht aktiv, der macht es ja regelmäßig. Die Bielefelder, drei Wunder, es nach meinem letzten Austausch im Moment nicht mehr, die haben ihren Schwerpunkt verschoben, die waren ja auch mal recht aktiv. Und, seid mir nicht böse für alle die, die ich jetzt vergessen habe, es gibt, glaube ich, noch so ein, zwei, drei Gruppen.
01:05:10
Manchmal ist es auch so, dass festgestellt habe, dass Leute auf ihrer Homepage schreiben, wir machen auch zwei Hände oder bieten Hände. Wenn man aber nachfragt, dann ist das eigentlich dann doch was anderes gewesen. Oder haben das mal als Nebenthema gemacht, aber nur einmal im Wochenende oder sowas. Das heißt also, das ist heutzutage eine Nischenwaffe? Absolut. Vor allem in Deutschland. Mein Eindruck ist, dass es in
01:05:38
natürlich in Spanien, Italien und Amerika ein bisschen verbreiteter ist. Ich nehme an, das liegt daran, dass klar, wenn ich schon in Deutschland bin und die deutschen Fechtquellen in Muttersprache lesen kann, macht man deutsches Fechten. So habe ich ja auch angefangen. Kann daran liegen, dass hier das so bisschen unterrepräsentiert ist. Aber es kommt so langsam. Bei den ersten Workshops musste ich den Leuten anfangs überhaupt noch erst mal noch erklären, was ist ein Montante überhaupt.
01:06:04
Inzwischen weiß zumindest jeder, wenn ich auf ein HEMA-Event gehe und ich in einen Vortrag oder einen Workshop zu Montante gehe, jeder, ah, Montante, weiß ich, ist das und das. Ich habe tatsächlich jetzt, als ich das gesagt habe, mal meinen HEMA-Zensus aufgemacht und da haben 11 Standorte angegeben, würden 200 trainieren. Genau, da kann ich mich auch noch grob dran erinnern, dass ich da auch mal Zahlen von dir gesehen hatte. Das hat mich auch sehr erstaunt, aber…
01:06:29
Ich glaube, ein paar von den Gruppen hatte ich auch mal angefragt. kam eben auch raus. Also wirkliches regelmäßiges Hema-Montante-Training machen, glaube ich, nicht alle elf Gruppen. Ja, das kann gut sein. Ob es jetzt aber fünf oder neun sind, das vermag ich jetzt nicht zu sagen. Aber ich gehe mal von einer einstelligen Zahl aus. Wir möchten natürlich mit dem Podcast ja auch einen gewissen Mehrwert bieten. Das heißt, wenn ihr nicht unter den von Jan genannten Gruppen seid und Zweihänder, Biedenhänder, Montante, Flamberge.
01:06:58
Whatever Schlachtschwert Großschwert in eurem Reportoir habt, meldet euch bei uns, meldet euch bei Jan, um hier die Community noch ein bisschen auszubauen. Ja, wir haben den Jan auch schon mal für einen Workshop da gehabt. Das war auch gar nicht schwierig. Man fragt halt nett, macht den Preis aus und dann läuft das. Dann kriegt man ganz fein Mutante beigebracht.
01:07:22
Super, würde mich freuen für jeden Austausch, vor allem Leute, die schon selber Interpretationsarbeit gemacht haben, um das mal zu vergleichen. Die letzten Jahre war das meistens so, wenn, egal, wen man traf, ich war der Einzige, Montante schon mal gemacht hat. ich konnte den Leuten nur was über Montante erzählen, aber nur selten konnten Leute mir was Neues erzählen darüber. Das hat sich in letzten Jahren zum Glück geändert. Aber immer noch muss man die meisten anderen Leute die eigenen Erfahrungen mitbringen, eher im Ausland suchen. Deswegen bin ich sehr interessiert an Kontakten,
01:07:51
hier mehr oder weniger in meiner Nähe, um sich auszutauschen. Vor allem auch, um mal vielleicht bisschen mehr Turnieren und Sparring zu machen, weil Sparring macht halt bei meinen Tanten nur groß Spaß, wenn man auch eine große Gruppe hat. Wir sind eher kleine Gruppe und wenn man mit vielen Leuten beim Training ist, macht umzingeln nicht ganz so viel Spaß, wie wenn man halt zu acht ist. Wenn ich jetzt den Podcast höre und sage, boah geil, das wollte ich schon immer machen. Schwärter sind geil, große Schwärter, das ist ja noch viel besser.
01:08:20
Wie fange ich denn damit an?
01:08:24
Wie immer erstmal Gleichgesinnte suchen, Quellen suchen und Equipment suchen. An Quellen wäre meine Empfehlung Louis-Goudinio in Kombination mit Louis-Barbaran als Quelle. Ich hatte beides schon kurz erwähnt. Louis-Barbaran hat die super einsteigerfreundlichen, einfachen Techniken, die aber nur in Stichpunkten beschrieben sind, sodass man ein bisschen so Kontext und allgemeines Körpermechanik und so weiter.
01:08:50
aus dem Gudenjo ableiten müsst ihr, deswegen die beiden Quellenkombinationen werden auf Quellenseite mein Tipp zum Anfang. Als Equipment braucht man zum Glück anfangs noch nicht viel Ausrüstung, weil vor allem als Anfänger man ja hauptsächlich erstmal die Reglers trainiert, die man super im Solo Training machen kann oder auch dieses freies Umziehungssprachring in Anführungsstrichen kann man ja auch noch ohne Kontakt machen, nur dass man die Partner, Gegner auf Abstand hält und wenn die keine Fechtmasken, keine Jacken haben.
01:09:18
geht das eben auch wirklich ohne Kontakt und Treffer, mit dem Augenmerk, wo sind die Leute und lass dich nicht so nah an mich ran. Und da reicht im Grunde auch schon ein Besenstiel, der einem von Kehlkopf-Höhe bis Scheitelhöhe etwa reicht. Wenn man dann ein bisschen mehr in das Equipment administrieren will,
01:09:39
Da hängst du natürlich immer vom Beje ab. Da würde ich drei Stufen empfehlen. Die günstigste Stufe sind diese Schaumstoff-Montante-Waster, die es bei Inmoto im Shop gibt. Der Paul und ich haben die auch so zusammen ein bisschen designt. Das haben wir beim Fechtertreffen mal irgendwo gesagt, wo der Paul sagte, ja Mensch, hier Montante, ich kann jetzt so eins aus Schaumstoff machen von meinem Zulieferer. Und da haben wir uns mal zusammengesetzt und da gibt es jetzt für 69 Euro im Moment durch reduzierte Mehrwertsteuer, das sogar ein bisschen günstiger.
01:10:09
Montante, die sind 1,70 Meter groß, ordentliche Proportionen, wiegen 2050 Gramm, sind damit in einem Gewichtsbereich, wo sie schwer genug sind, um ein realistisches Gefühl für die Waffe zu geben, aber so leicht, dass sie beim Impact, beim Partner noch nicht das gleiche Schleudertrauma erzeugen und die Polzierung ist echt super. Sie sind gut geeignet, vor allem für Anfänger fürs Techniktraining und für Freikampf und Sparring sind es meiner Meinung nach die besten Waffen, es gibt.
01:10:39
70 Euro ist ja auch nicht viel, im Vergleich zu dem was wir sonst bezahlen. Also die sind auch ideal, um halt mal, wenn man eine Trainingsgruppe gründet, so ein Vereinsfundus auszustatten, weil die eben nicht teuer sind. Und dass Schaumstoffwaffen sich im Bindungsverhalten komisch verhalten, ist bei Montanta ja egal, ich habe ja keine Bindung. Deswegen der Nachteil, den sie da haben, da kommt bei Montanta gar nicht zum Tragen. Ein bisschen teurer, so um die 100 oder knapp über 100 Euro sind dann diese…
01:11:06
Nylon-Waster von Blackfenster, die haben wir bei uns auch in Benutzung. Vor allem dieser Mantanto-Waster V4, ich, ist die aktuelle Version, sie im Webshop haben. Kostet schon mal eine Ecke mehr, ich glaube 118 Euro, so ungefähr, liegt er da. Der ist auch ganz gut, hat immer nur das Problem, wenn man so groß ist wie Alexander, dann ist einem das Ding ein bisschen kurz. Die sind nur 1,58 glaube ich.
01:11:34
Also tatsächlich, ich bin über 1,90 und ich könnte den eigentlich wie ein Schwert verwenden, also wie langes Schwert. Ja, eben, genau. Und ich dachte ja, es sollte mindestens bis zum Kehlkopf gehen. Gut ist so Mund, Winkel, Nase, Auge oder für Fortgeschrittene auch Scheitel hoch. Und mit 1,58 ist man so bei einem Durchschnitts 1,80 Meter, Fechter, männlich, so bei Schlüsselbeinhöhe. Bei der Durchschnittsfrau müsste es dann ja wahrscheinlich so gerade eben reichen. Also bei meiner Freundin ist das super. Das hat genau die richtige Größe verdient.
01:12:04
Man muss ja auch dazusagen, die Blackfenzer Nylon sind ja auch ziemlich unkaputtbar. Also mit den alten Brawlings zum Beispiel haben wir nicht gegen Stahl gefortet, weil die das nicht so gut verkraftet haben. Aber mit dem Nylon Montanter gegen Stahl überhaupt kein Problem. Da sind ein Macken drin, aber das hält das Ding ewig aus. also beim Techniktraining machen wir das auch zum Teil so. Also die sind wirklich haltbar. Inzwischen hat Blackfenzer ja auch eine etwas längere Version. Da habe ich gerade heute Nachmittag auf meiner Montantero Bonn Facebook-Seite noch ein Review.
01:12:34
zugepostet. Ich habe den so bisschen gepimpt und mit einem 13 Meter längeren Griff bestellt. Dann ist der 1,71 und hat tolle Proportionen, wiegt 2250 Gramm, also absolut realistisch und für 122 Euro glaube ich mit der schöneren Parierstange ist das auch noch eine gute Investition und hat für die meisten montante Fechter dann denke ich mal auch
01:13:02
eine passendere Länge und ein passenderes Gewicht als dieser V4 Waster. Und wenn man natürlich mehr Geld investieren will, dann soll es natürlich eine Stahlmontante sein. Das sollte man da eben auch auf die Größe anpassen. Ich bin sehr gut gefahren immer mit den Regenier Typ 4 Montante. Das habe ich damals 2012, glaube ich, dem Peter Regenier auch zusammen ausgehandelt und so entwickelt die Proportion zumindest.
01:13:30
Also die Maße, die im Webshop stehen beim Peter, sind die, die ich vermessen und ihm zugeschickt hatte. Also das geht noch auf meine Kappe. Inzwischen habe ich mit mehr Erfahrung festgestellt, dass der Griff etwas zu lang ist. Der ist, glaube ich, standardmäßig 53 Zentimeter. Das wäre passend so für zwei Meter große Leute. Deswegen habe ich den bei mir mal bisschen gekürzt. wenn man nicht so groß ist wie du,
01:13:59
ist so ein Regenier Montante Typ 4 oder Spadone Typ 3 eine ziemlich gute Wahl. Man sollte die Grifflänge allerdings anpassen. Da gibt es einen Daumenwert, der auch von Lui Pacheco, so um 1600 rum in dem Fechtbuch erwähnt ist, der sagt, das Schwert soll ungefähr so groß sein wie ein Mann und sagt, glaube wie ein Klafter. Das ist die Entsprechung der spanischen Maßeinheit, was aber ungefähr einer Mannshöhe entspricht. Und der Griff, ein Viertel davon. Und dieser Daumenwert, Grifflänge, ein Viertel meiner Körperlänge,
01:14:29
ist sehr gut und auch sehr wichtig. Ob die Klinge jetzt eine Handbreite oder zwei Länge oder kürzer, es macht nicht so einen großen Unterschied. Aber wenn man sich eine Stahlmontante bestellt, sollte man halt eben gucken, dass wirklich der Griff ungefähr einem Viertel der eigenen Körperlänge entspricht. Und dann ein Treguenje oder halt jetzt Balefire habe ich gute Erfahrungen mit gemacht. Das heißt bei dir wäre das nie lange, wenn du sagst 53 Zentimeter wäre für dich ein bisschen zu lang? Ja genau mein Viertel meiner Körpergröße ist knapp 46 Zentimeter.
01:14:57
Ich habe jetzt diesen Black Fencer Waste, eben auch mit einem längeren Griff bestellt. ist jetzt 46,5 cm und der passt super. Ich bin relativ durchschnittlich groß. bin so um die 1,83. Das ist, glaube ich, relativ durchschnittlich hier für den Mitteleuropäischen Fechter. Deswegen ist das, glaube ich, recht repräsentativ. Bei den von dir genannten Stahlwaffen, wo bewegen wir uns da preislich ungefähr?
01:15:25
Die Regennais sind in einem recht guten Preis-Leistungsverhältnis aufgehängt. Die fangen glaube ich bei knapp über 400 Euro an oder um die 400. Kriegt dafür allerdings halt eben auch knapp zweieinhalb Kilo Stahl und eine Waffe, die so 1,70 ist, um die Ecke rum.
01:15:46
Ich meine so irgendwie 360 oder 420 um die Ecke rum lagen. Ich habe mir jetzt Anfang des Jahres eins auf Maß machen lassen bei Balefire, was fürs Training mal bewusst die obere Ende der Range abdecken sollte, was so Montante messen und wiegen darf. Das sollte also so groß wie ich sein, mit Schuhen und Hut auf so ungefähr. Ist also sogar irgendwie eine Daumbreite größer als ich und wiegt 2,1 Kilo. Das hat
01:16:14
ohne Versandkosten um die 800 gekostet. Ja, da sind bei ein bisschen mehr unterwegs, als die Leute typischerweise für ihre Fechtfedern einen langen Schwert ausgeben. Das auf jeden Fall. Deswegen eben auch die Ways da eben als günstige Alternative. Die meisten anderen günstigeren Montanten oder Schlachtschwerter, wie sie dann oft bezeichnet werden, ich sonst mal so gesehen habe, taugen aber wirklich nicht. Das sind dann halt diese Teile, die nur 1,50 Meter kurz sind, aber 3,5 Kilo wiegen.
01:16:44
Okay. Und die Regler selber sind ja in der Regel Soloübungen. Wie würdest du das aufteilen? du hast ja gleich von Anfang an gesagt, sucht euch Leute mit denen ihr das zusammen macht. Steht man dann zu dritt nebeneinander macht, versucht sich die Regler zu erarbeiten oder würdest du sagen, nee, das sollte man schon relativ bald irgendwie mal ein bisschen Partner-Training machen, dass man so Gefühl dafür kriegt, wofür das eigentlich gut ist? Also Partner-Training und Kontakt sollte man recht früh schon einbauen, klar, damit man
01:17:13
Wenn man den Kontext besser versteht, weil man Gefühl davon hat, wie es sich anfühlt, dieser Situation zu sein, um Single zu sein oder drei Gegner auf einmal, dann fällt es einem oft viel leichter, die Technik auch zu verstehen und dann viele Fragen geben sich gar nicht. Nichtsdestotrotz muss man natürlich erst mal anfangen, zumindest die Regler in einer groben Form erarbeitet zu haben, am besten auch ein, zwei, drei verschiedene und dann auch ruhig mal anfangen mit Partnern, wenn man nicht unbedingt
01:17:43
Schutzausrüstung hat. So hatten wir hier in Bonn auch angefangen, als ich die Gruppe aufgebaut hatte. Die meisten hatten schon Langschwerterfahrung, aber keine Schutzausrüstung, keine Fechtjacken zumindest. Da war es schon sehr hilfreich, wenn ich einfach sage, okay, der Partnerübung stellen sich jetzt mal zwei Leute oder drei Leute dahin und ihr seid nur so symbolische Ziele. Guckt zu, dass ihr immer einen halben Schritt außerhalb der Reichweite bleibt, aber der, gerade die Technik macht, hat dann jetzt Ziele, weiß wo Gegner stehen, kann in die Richtung angreifen.
01:18:13
damit man zumindest ja Ziel hat. Das hilft erfahrungsgemäß den meisten schon eine ganze Menge. Und es ist ja auch so, wenn jetzt im Winter noch mal strengere Corona-Maßnahmen und der nächste Lockdown kommen, das ist eigentlich die perfekte Social-Distancing-Waffe, weil du stellst dich irgendwo in Park, schwenkst das Ding wie ein Verrückter um dich herum, da bleibt garantiert jeder auf Abstand. Selbst das Ordnungsamt. In der Tat, also das Praktische daran ist eben,
01:18:43
Man kann wirklich sehr gut solo trainieren. Während die dual fokussierten Techniken, wie das Winden bei Lichtenauer, kann ich solo nicht effektiv trainieren, nur sehr eingeschränkt. Aber bei Montante kann ich 80 Prozent des Montante auch in Solo-Form trainieren. Und selbst wenn ich dann Partnerübung mache, sind die Partner relativ weit weg. Also die anderthalb Meter Mindestabstand hat man eigentlich immer gewahrt.
01:19:12
Das ist da also kein großes Problem. Du hast jetzt auch angesprochen, dass ihr Sparring macht und dass ihr auch sogar Turniere macht mit Montante. Das war zum Beispiel was, was ich mir jetzt bis heute nur schwer vorstellen konnte, weil ich die Befürchtung gehabt hätte, dass es mit sehr viel Bewusstlosigkeit einhergeht. Kannst du das noch mal ein bisschen erläutern? Wie sieht Sparring aus mit
01:19:40
mit dem Montante und wie sehen Turniere aus mit dem Montante? hat man für Schutzausrüstung? Was gibt es vielleicht für Regeln? Also wenn ich sage Turniere Montante, gab meines Wissens zumindest hier in Europa bisher nur ein richtiges Notier, Turniere Montante. Das war 2018 in Bielefeld beim International Montante Symposium, wo wir das bewusst mal ausprobiert haben und da haben wir die
01:20:06
Regeln quasi angewendet, die wir auch vorher bei uns schon im Sparring vereinsintern genutzt haben. Zum einen beinhaltet das, dass man keine Stahlwaffen nimmt. Die nehmen wir manchmal auch im Freien Kampf, aber wenn man das mit Stahlwaffen macht, dann fechten wir quasi Freikampf in halber Geschwindigkeit oder bewusst ohne Kontakt. Aber wenn man wirklich sagt, man will bisschen dynamisch Wettkampfcharakter reinhaben, dann nehmen wir halt
01:20:35
gepolsterte Waffen. Anfangs haben wir halt diese Black-Wänster-Montante genommen, ein Stück Rohrisolierung aus dem Baumarkt drüber geschoben und mit Klebeband festgeklebt. Die haben schon ganz schön Rums. Beim Montante-Symposium 2018 habe ich das mal so seitlich vor die Rübe gekriegt. Da flimmert es dann einmal kurz vor den Augen und ein anderer Turnier-Teilnehmer hat mir auch nachher gesagt, dass er vom Emil Andersen, der Schwede, der auch nachher übrigens auch eine sehr gute Montante-Gruppe da
01:21:04
in Malmö. Der hat auch nachher den ersten Platz gemacht und ist auch ein sehr großer Typ. Ich glaube knapp an die 1,90. Der hat einmal senkrecht von oben auf die Rübe gehauen, auf die Fechtmaske. Der hat auch einmal kurz flimmern vor den Augen gehabt. Die rumsalgen schon ganz schön. Deswegen benutzen wir halt wie gesagt jetzt diese gepolsterten Waster vom Paul aus dem Inmetomotoweb Shop. Das ist nochmal ein ganz anderes Polstematerial, was halt
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von sich auf optimiert ist Schläge zu dämpfen und nicht wie die Rohrisolierung eigentlich zum Isolieren von Temperaturen gedacht ist. Da kann man schon relativ ordentlich drauf rumsen und wenn der andere Fechtmasken trägt, kann man das ganz gut abhalten und dann kann man eigentlich auch ganz ordentlich Speed geben. Und sonst ist vom Zählsystem haben wir es immer so gemacht, also die umzählende Gruppe kriegt halt
01:22:01
irgendwelche leichten Einhandwaffen. Wir haben denen oft so ein Meter lange Rattanstücke gegeben, was halt dann so ein Seidschwert simulieren sollte. Wir haben aber halt nicht 10 Seidschwerter in Sparrungsqualität im Verein gehabt, deswegen Rattanstücke sind ja ganz gut. Jeder hat quasi einen Trefferpunkt, der Montantero, um zu simulieren, dass er eine größere Waffe hat, die anderen kleineren hat zwei Trefferpunkte. Und dann auf los geht’s los und
01:22:24
90 Sekunden meistens wird gefochten und der Montantero hat gewonnen, wenn er entweder 90 Sekunden lang durchhalten und überleben konnte oder wenn er vorher alle Gegner getroffen hat. Das im Kurzen waren die Regeln. Und du hast jetzt schon angesprochen, Fechtmaske. ist denn normale Freikampfausrüstung? Also Fechtmaske, Fechtjacke, Handschuhe oder lasst ihr was weg, nehmt ihr was dazu?
01:22:52
Wenn wir mit diesen gepolsterten Waffen gefochten haben, dann haben wir in der Regel nur die Fechtmaske und leichte Handschuhe genommen, weil diese Polsterwaffen, die die Polstung ja schon an der Klinge, da macht die Fechtjacke keinen großen Unterschied mehr. Wir haben es anfangs so gemacht, dass der Montantero selber keine Maske aufhatte, weil der hat ja maximal einen Ratanstock abgekriegt.
01:23:20
Wenn man so bisschen aufpasst, dass man nachher keinen Stock im Auge hat, ging das ganz gut. Wir haben das anfangs gemacht, weil man nicht sicher war, ob man dann doch zu häufig an der Fechtmaske hängen bleibt, wenn man über Kopf schwingt. Man schwingt da sehr häufig über Kopf. Aber mit noch ein bisschen Gewöhn sind wir inzwischen dazu übergegangen, dass man unter Tatero selber auch eine Fechtmaske trägt. So müssen sich dann die umzingelnden Angreifer nicht so sehr zurückhalten und können dem auch den Ratanstock mal über die Rübe ziehen.
01:23:48
Also sprich Fechtmaske und leichte Handschuhe reichen da eigentlich schon aus, wenn man gepolsterte Waffen hat. Wir nähern uns mit schnellen Schritten auch dem Ende des Podcastes und es gibt eine interessante Erscheinung bei dem Ganzen und das ist bei uns auch aufgetreten, nämlich als wir den Workshop dann mit dir hatten, sind vor allem unsere Frauen beim Mutante hängen geblieben.
01:24:16
und haben das dann solo noch weitertrainiert und so. Und die Männer, die haben das so ausprobiert, haben gesagt, ja interessant und sind dann wieder, mit ihrem Schwert weitergemacht. Und du meintest im Vorgespräch, dass deine Schwester mal meinte, die auch Montante trainiert, ja, also Yoga und Montante, das sind ja so die typischen Frauensportarten. Ja, so ungefähr. Meine Schwester in der Tat hat mit Kampfsport nichts am Hut und ich hatte ihr auch schon mal gezeigt, was so lichtnauer Fechten ist und so fand sie alles voll uninteressant. Sie machte halt Yoga.
01:24:44
Aber das mit dem Montante, als das mal gesehen hat, dann fand es das doch interessant. Und bei der Trainingsgruppe, die ich in Kassel knapp drei Jahre lang geleitet habe, da hatten wir auch einen Frauenanteil von, ich glaube, knapp 50 Prozent war es. Hier in Bonn ist es jetzt nicht mehr ganz so viel, aber in Kassel, stimmt, da war das auch so. Keine Ahnung, woran das liegt. Ich vermute mal, dass diese, ja…
01:25:08
Das was mich auch so besonders an der ganzen Kunst fasziniert, dass das so runde, fließende, sehr ästhetische Bewegungen sind. Viel kreisen und die Waffe flüssig laufen lassen. Das hat halt einen hohen Ästhetikfaktor. Deswegen mag ich es auch so. Vielleicht kommt es deswegen so an. Keine Ahnung. Aber ich finde es gut.
01:25:29
Wir hatten ja schon paar Mal das Thema, dass manche Vereine sich mehr Frauen wünschen würden. Vielleicht ist das ja auch der Weg, mal einen Montantekurs anbieten, entsprechend gezielt Frauen ansprechen und dann gucken, was passiert. Der Schlüssel zum Erfolg mit Montante zur Frauenquote. Und du hast auch noch was Interessantes erwähnt, wo wir keine gute Überleitung gefunden hatten. zwar kannst du noch mal erklären, was Spadone den Übersetz bedeutet?
01:25:57
Ach so, genau. Das war auch eine interessante Sache. hat der Nicolo von dieses Padone-Project als Italiener mich mal darauf hingewiesen, dass sofort Spadone im Italienischen wohl auch so viel wie Kastrat bedeutet. Nun gibt es noch eine andere interessante Schnittmenge. Das spanische und portugiesische Wort… Das Wortspiel war unbeabsichtigt. Bitte ich anzumerken.
01:26:25
Das spanisch-portugiesische Wort montante bedeutet im italienischen den Unterhieb. Also in italienischen Fechtbüchern, Wer Marosso oder so trainiert, der kennt das. Der montante ist der Unterhieb, ein steiler Unterhieb, der typischerweise eben auch Oberschenkelinnenseite oder halt typischerweise auch am Gemächthängen bleibt. So, dann haben wir also Spadone als wörtliche Übersetzung des Kastraten und montante
01:26:52
das italienische Schwert Montante mit dem typischerweise, mit dem die italiener Unterhäue bezeichnen und interessanterweise die gerade in den frühen Quellen Pietro Monte und auch Figoredo und auch Lüe Barbaran, da ist der Unterhau ist der Grundhau von allen. Das beschreiben auch manche, dass der Kern des Montantefechtens liegt im Unterhau und das sind in einigen Quellen ist das der erste Hieb, beigebracht wird. Also auch der Unterhau, der mit dem italienischen Aufwand Montante hat,
01:27:24
ist besonders typisch für dieses frühe Montant und Spadonefechten. Und wenn man nun weiß, dass vermutlich der Ursprung dieses der Großschwerte an sich irgendwo in den Norditalien-Kriegen zu finden ist, wo ja so um 1500 international angeworbene Söldnerherre aus Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich kreuz und quer sich gegenseitig verhauen haben und nun man nicht viel Fantasie braucht, um zu vermuten, dass
01:27:54
Söldner einen eher derben Humor haben, war die Herleitung schon, dass das vielleicht das Wort oder die Waffe Montante ihren Ursprung hat, weil man halt mit Montandale, mit Unterhäuen, ich mit dem Montante jemanden zum Spadone mache. Was ja auch interessant ist, weil bei Lichtern aber der Unterhau so quasi keine Rolle spielt und der Montante ist so ein zentrales Element.
01:28:18
Nicht in allen Quellen, vor allem in den frühen Quellen, wo auch die Waffen unterstellt jetzt ja noch bisschen kürzer waren interessanterweise, tauchen im Louis-Gaudinho-Manuskript exakt null Unterhäuhe auf, kein einziger. okay. Figuredo zum Beispiel hat ganz viele davon, er beginnt damit, Barbara und Monte auch. Das anonyme 1563er-Manuskript hat auch keinen einzigen Unterhau, also da kann man vielleicht zwei Strömungen im Montante identifizieren, aber dazu ist die Quellenlage leider noch nicht dicht genug.
01:28:48
Auf jeden Fall scheint es so zu sein, dass man nicht die größte Angst haben musste, von einem Montante enthauptet zu werden, sondern dass man andere Körperregionen schützen sollte. Durch ein Montante zum Spadone wurde. Da sind wir wieder bei Psychologie, Mein Kopf hinhalten, das bin ich gewohnt, aber dann Schritt voraus reinspringen vielleicht noch nicht.
01:29:14
Da fällt mir gerade noch eine Frage ein, die wollte ich eigentlich bei dem ganzen Sessoriending bringen, weil das ja auch so ein, ich nenne es mal in Anführungszeichen, so ein Mythos ist, immer rumgeht. Das Ganze mit Piekenhaufen, da gibt es die Doppelsölten, die Doppelsölten haben Montante und die sind dafür da, um mit ihren Montantes oder ihren Schlachtschwertern die Pieken der Gegner abzuhauen. Das funktioniert so nicht, oder? Nicht so wirklich, zumindest nicht gegen einen intakten Piekenhaufen, der
01:29:42
noch in mehrere Reihen tief gestaffelt ist. Wenn ich da von vorne mit so einem kurzen Montante anrenne, dann ist man ziemlich tot. Ich hatte es vorhin schon mal angedeutet, das Montante kam dann eher bei allen Situationen im Krieg vor, wo ich halt keinen intakten Piekenhaufen mehr habe oder diesen zumindest nicht von vorne angehe. Es gibt ein paar Beschreibungen, die sich explizit darüber auslassen, dass das keine taktisch sinnvolle Aktion ist.
01:30:12
Bei Figuredo gibt es eine Technik, die man so deuten kann, dass er sich zwischen zwei Piken durcharbeitet, aber das funktioniert auch nicht, wenn mehrere Reihen hintereinander da stehen. Und sonst gibt es in den Quellen auch nur die Beschreibung gegen eine einzelne Stangenwaffe, nicht gegen komplette Pikenblöcke. Das wäre, denke ich, Selbstmord. Ja, dann könnte man den Mythos jetzt auch ausräumen.
01:30:40
Das Schlusswort gehört, wenn wir Gäste haben, immer dem Gast. Und du hast jetzt die Möglichkeit, noch mal unseren Hörern nahe zu bringen, wie das aus deiner Sicht mit dem Montante in Zukunft weitergehen sollte. Also wo siehst du die zukünftige Entwicklung?
01:31:04
Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass es verbreiteter wird, weil es ist eine super Ergänzung, weil es einen anderen Kontext hat. Nicht das Duell, sondern Kampf gegen mehrere kann man das super zum Langschwert oder auch zum Rapiertraining hinzunehmen. Und es macht einfach unheimlich viel Spaß. Das Zuschauen macht mehr Action, deswegen Leute macht mehr Montante. Und ich wünsche mir auch, dass es in den nächsten Jahren auch eine aktive Turnierszene
01:31:33
geben würde, die sich entwickelt. haben 2018 ja schon mal demonstriert, dass Turniere und Wettkämpfe mit einem Montante durchaus funktionieren und vor allem sehr, spaßig sind. Und ja, das funktioniert natürlich nur, wenn genug Leute auch Montante machen. Und deswegen hoffe ich mal, dass das in die Richtung geht und irgendwann einen ähnlich professionellen Status hat, wie es das Langschwertfechten jetzt schon hat, zumindest im Vergleich.
01:31:58
zum Montante. Ich gehe mal davon aus, dass es nie ganz so populär werden wird, das lange Schwert, aber zumindest sollte es sich doch in die Richtung bewegen. Und wo findet man dich im Internet, wenn man deine Arbeit verfolgen möchte?
01:32:13
Das ist eine Schwachstellung von mir. Ich bin immer bisschen faul, um mich um die ganzen Social Media Sachen zu kümmern. Deswegen danke für die Gelegenheit, hier der gemissen Werbung zu machen. Bei Facebook gibt es meine Seite montantero-bonn. Der Unterstrich ist wichtig, sonst findet man es nicht. Und ansonsten gibt es den relativ bescheidenen, kleinen, schlichten Auftritt unserer
01:32:39
Kampfkunstschule, ist die Bonner Schule, die findet man auch Internet unter bonnerschule.de. Da gibt es dann den Unterpunkt, ich glaube, Gilde heißt der und da sind halt die historisch angehauchten Fechter unterwegs. An das Land packt man natürlich auch irgendwie Show Notes. Ja, dann war’s das für heute mit dieser Folge 40, mit dem vor kurzem 40 gewordenen Jan Gosewinkel.
01:33:09
Das ist ja passend, genau. Verrat das doch keinen. Von Biedenhändern, Schlachtschwertern und Zweihändern. Vielen, vielen Dank, Jan, für deine Zeit und für die sehr, sehr umfangreichen Ausführungen. Ich denke, also ich muss ehrlich zugeben, Montante war bisher so, wie Alex das vorhin beschrieben hat, bei den Männern ganz nett, aber
01:33:34
Jetzt habe ich auch eine gewisse Motivation gefasst, mich vielleicht damit noch mal ein bisschen zu beschäftigen. Also vielen, vielen Dank dafür. Freut mich ja, wenn es funktioniert hat. Dankeschön, war mir eine Ehre. Und ansonsten bis nächste Woche. Macht’s gut. Tschüss. Ciao. In der nächsten Folge wird es explosiv und brennend. Wir haben den longest Podcast Wild on Fire mit Markus Walguni.
01:34:03
Wir reden über Standarbeit, Filme, Kampfchoreografien und vieles mehr. Seid gespannt. Kabumm!
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